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Wilfried Prantner über die Dry Clean Show
 

Die Mode, die – nach Walter Benjamin – das Ritual vorgibt, “nach dem der Fetisch Ware verehrt sein will”, steht im Mittelpunkt von Lisa D.’s Dry Clean Show, die die Aufnahmefähigkeit und Reinigungskraft unserer herrlichen Konsumwelt auf die Probe stellt: Die Dry Clean Show ist eine Messe im Doppelsinn des Wortes: eine Produktmesse, die sich mit dem ungleichen Transfer materieller und spiritueller Mehrwerte zwischen Zentrum und Peripherie beschäftigt; und eine Art Reinigungsritual, die die damit verbundene moralische Last im Luxus ethisch und politisch einwandfreier Haltungen, Marken und Designartikel zu bannen versucht.
Die Dry Clean Show konfrontiert mit drei fiktiven Firmen aus der Welt des Mode-, Lifestyle- und Sportartikeldesigns, die sich mit ihren Produkten als verantwortungsvolle, ja geradezu “revolutionäre” Unternehmen zu verkaufen suchen: Die Firma “Disaster Surfer” bietet eine Tanzcompagnie auf, um ihre im Sneaker-Design gehaltenen Prothesen zur hippen Fetischisierung körperlicher Mängel zu präsentieren. “Limits unlimited” schickt seine singenden Chief Executive Officers ins Rennen, um EndverbraucherInnen wie Fachpublikum vom Konzept seiner in Krisenregionen gebrandeten Street Wear zu überzeugen. Und “Global Concern” engagiert sich für Weltprobleme wie Krieg, Krankheit, Hunger, Ausbeutung, indem sie sie zum Thema einer aufwändig gearbeiteten, in einer glamourösen Modeschau vorgeführten Couture-Collection macht.
Dieses Firmentriptychon mit seinen Varianten einer “Mode der globalen Anteilnahme” ist vielleicht so etwas wie ein Abbild der widersprüchlichen Wunschökonomie der politisch bewussten, kritischen KonsumentInnen – quasi die Avantgarde des in seiner Ausdrucks- und Handlungsfähigkeit auf die Kunst des Konsums reduzierten Menschen. Hin- und hergerissen zwischen der sündigen Lust am Erbeuten und dem heiligen Wunsch, nicht selbst zu den Ausbeutern zu gehören, kämpft er sich hingebungsvoll am Ladentisch ab, um Unternehmen zu kreieren, denen nichts so sehr am Herzen liegt, wie Verteilungsgerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und die Ermächtigung benachteiligter Mitgeschwister.
Die Dry Clean Show feiert die Verausgabung dieser unermüdlichen Gestaltungsarbeit, in der sich der konsumierende Fashion-Victim mit dem konsumierten vereinigt, in einer verschwenderischen Show: die sinnlichen Reize der Modenschau mit Models von den Catwalks in Paris, London und Mailand verbinden sich mit der physischen Energie des zeitgenössischen Tanzes (choreographiert von Milli Bitterli) und der Verführungskraft des Popgesangs (zeitkratzer mit Burkhard Schlothauer und Marc Weiser [rechenzentrum]) zu einer verqueren Mischung aus Revue und Liturgie. Zusammengehalten wird dieser Genremix von der klaren Raum- und Lichtgestaltung des römischen Theatermachers und Lichtdesigners Fabrizio Crisafulli, getragen und durchkreuzt von den fetischistischen Klangerkundungen und ironischen Interventionen der zwischen Avantgarde und Rock'n'Roll opererierenden Berliner Musikgrenzgänger zeitkratzer (Komposition / musikalische Leitung: Reinhold Friedl).

Wilfried Prantner