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Jochen Sandig zu insideout
 

Sasha Waltz realisiert mit insideout einen lang gehegten Traum. Bereits seit zehn Jahren möchte die Choreographin und Kodirektorin der Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin ein Stück entwickeln, das sich die ZuschauerInnen durch eine uneingeschränkte räumliche Bewegungsfreiheit wie in einer Ausstellung selbst komponieren können. Indem sich permanent die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Bühne und ZuschauerInnenraum verwischen, während sich unterschiedliche Szenen parallel abspielen, werden die mobilen ZuschauerInnen zu RegisseurInnen ihres eigenen Stücks.
Auf Initiative des Kulturwissenschafters Karl Stocker im Auftrag der Kulturhauptstadt Graz 2003 entwickelte Sasha Waltz zum diesjährigen steirischen herbst die interdisziplinäre Produktion insideout gemeinsam mit zwanzig DarstellerInnen und zehn MusikerInnen aus Asien, Europa, Nord- und Südamerika. Ausgehend von den persönlichen Lebensgeschichten der beteiligten TänzerInnen setzt sich das Stück thematisch u. a. mit dem Wandel von Werten und Lebensstilen sowie der Relevanz von Statussymbolen auseinander. Ein Spiel mit Fragen ohne allgemein gültige Antworten: Was benötigen wir zur Entwicklung unserer Identitäten? Welche Bedeutung haben heute noch Herkunft, Familie und Geschichte? Wie entwickeln sich gesellschaftliche Werte bei zunehmender Individualisierung einerseits und wachsender Globalisierung andererseits? Was bestimmt unser Wesen – Haben oder Sein?
Die Arbeit von Sasha Waltz gründet sich immer wieder auf Phasen intensiver sozialer Recherchen. So führte sie 1996 Interviews mit BewohnerInnen einer Plattenbausiedlung in Berlin-Marzahn durch, aus denen das Kultstück „Allee der Kosmonauten“ sowie der gleichnamige Film entstanden. Im nachfolgenden „Zweiland“ (1997) spürte sie mit melancholischem Humor den Mythen und kulturellen Wurzeln des wiedervereinigten Deutschlands acht Jahre nach dem Fall der Mauer nach, um sich 1998 in einer Art Zeitreise nach Lubimovka bei Moskau zu begeben, um dort gemeinsam mit russischen TänzerInnen das Stück „Na Zemlje“ („Auf der Erde“) zu entwickeln – ein düsteres Requiem auf unser verloren gegangenes Verhältnis zur Natur.
Nach Abschluss der „Trilogie des Körpers“ (2000 – 2002) an der Berliner Schaubühne, in der sie Grundfragen menschlicher Existenz untersuchte, wendet sich die Choreographin in insideout wieder dem Individuum in seinem gesellschaftlichen Kontext zu. Diesmal bilden die Biographien der Persönlichkeiten ihres Tanzensembles und einiger weiterer internationaler Gäste einen wesentlichen Teil des inhaltlichen Materials. Der Grazer Kulturwissenschafter und Mitinitiator des Projekts Karl Stocker führte bereits 2001 Interviews mit Mitgliedern des Tanzensembles durch. Da Wissenschaft und Kunst beide auf sehr unterschiedliche Weise die Wirklichkeit reflektieren, entstand parallel zur Produktion ein Buch, das in einer kritischen Analyse von Theorie und Praxis Ausschnitte dieser Interviews wissenschaftlichen Thesen von Jean Baudrillard, Ulrich Beck, Pierre Bourdieu u. a. gegenüberstellt.
In ihrem ersten musikalischen Werk für die Bühne verdichtet die Komponistin Rebecca Saunders einzelne Soli, Duette und Trios für zehn im Raum verteilte MusikerInnen sowie zusätzliche mechanische Musikquellen zu einer vielschichtigen Gesamtkomposition. Die Besonderheit im Zusammentreffen von Rebecca Saunders und Sasha Waltz liegt in der völligen Eigenständigkeit der beiden künstlerischen Ausdrucksformen, deren Zusammenspiel sich in erster Linie im Kopf der BetrachterInnen und ZuhörerInnen vollzieht. Auch der Videokünstler Philip Bußmann erschafft mit seinen klein- und großflächigen Projektionen neben der akustischen eine weitere visuelle Wahrnehmungsebene. Mit Kostümbildner Bernd Skodzig, Bühnenbildner Thomas Schenk und Lichtdesigner Martin Hauk setzt Sasha Waltz ihre langjährige künstlerische Zusammenarbeit fort. Lebendige Skulpturen, animierte Objekte, eine intime Nähe zwischen Publikum und DarstellerInnen sowie die Überlagerung von simultanen Aktionen, Bildern und Klängen kennzeichnen die Aufführung, die auf ganz persönliche Art und Weise zu erschließen ist. insideout ist Konzert, Tanzaufführung und Installation zugleich – eine besondere Herausforderung für aktive TheaterbesucherInnen.