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"herbst"-Intendant: "Wir hatten ja keine andere Wahl"
Peter Oswald über das heute Abend beginnende Festival und unvorhergesehene Probleme mit der Helmut-List-Halle.


Herr Intendant, fast ganz Graz ergibt sich seit einem Dreivierteljahr einem wahren Kulturhauptstadt-Rausch. Wird da der "steirische herbst" überhaupt noch wahrgenommen?
PETER OSWALD: Nach dem, was wir derzeit an Anrufen, Kartenwünschen und sonstigen Anmeldungen registrieren, werden wir regional und international sehr stark wahrgenommen.

Eine oberflächliche Zählung ergibt an die 70 Programmpunkte im heurigen "herbst". Aber es scheint, als sei das Programm heuer besonders spröde oder sagen wir es netter: elitär.
OSWALD: Nein, nicht elitär, ich würde sagen, es ist konzise, bündig. Zum einen sind es Themen, die alle in irgendeiner Form betreffen, zum anderen werden diese Themen so weiträumig behandelt, dass sie eigentlich für jeden sinnlich erfahrbar werden.

In der neu aufgebrochenen Auseinandersetzung rund um den Irak-Krieg erkennen Sie eine neue "Identität Europas", so auch das heurige "herbst"-Motto. Haben Spanien, Italien und vor allem England Europa verlassen?
OSWALD: Nein, natürlich gehören auch sie zu Europa, aber die Stimmung in diesen Ländern zeigt, dass Politik und öffentliche Meinung enorm auseinanderklaffen können. Zum Beispiel waren 75 Prozent der Spanier gegen den Irak-Krieg, Regierungschef Aznar aber dafür.

Wäre es nicht interessanter, näher liegende Probleme, sagen wir die Überalterung Europas, die Notwendigkeit von Zuzug, das Ende der Wohlfahrtsstaaten etc. zu thematisieren, als globale Debatten zu führen?
OSWALD: Sie haben schon Recht, das sind exorbitant wichtige Themen. Ich frage mich aber auch, ob die unmittelbaren Lebenswirklichkeiten künstlerisch akzeptabel abhandelbar sind. Tatsächlich haben wir das Europa-Thema nicht vorgegeben, das hat sich aufgrund der eingereichten Projekte von selbst verdichtet.

Zurück nach Graz: Vor einem Jahr haben Sie prognostiziert, dass die Helmut-List-Halle zum "brodelnden Energiekessel" werden könnte. Brodelt es dort genug?
OSWALD: Bisher schon - auch in der internationalen Wahrnehmung. Denken Sie an "Begehren", an die "Ikonen" und so weiter. Allein der "steirische herbst" wird am Ende 80 Tage lang die Halle benutzt haben. . .

. . . und wie sieht es 2004 aus?
OSWALD: Derzeit noch nicht ganz so gut, "herbst" und "styriarte" kommen auf 120 Tage, an Fremdveranstalter sind bisher 27 Tage fix vergeben.

Tatsächlich brodelt das Budget. Als Hallenbetreiber sollten Sie ursprünglich 220.000 Euro pro Jahr zurückverdienen, um ausgeglichen zu bilanzieren. Da die Betriebskosten nun höher als geplant sind, ist diese Summe sehr viel höher geworden, um wieviel?
OSWALD: Das kann ich jetzt noch nicht genau sagen, aber es wird leider ein sechsstelliger Betrag werden . . .

Der "herbst" ist noch auf weitere neun Jahre für die Halle zuständig, waren Sie zu optimistisch?
OSWALD: Ich hoffe nicht. Die Zehn-Jahres-Miete war eine Bedingung des Bauherren Professor List, ohne diesen Vertrag wäre die Halle überhaupt nicht gebaut worden und Graz wäre um ein markantes, urbanes Kraftfeld ärmer, wir hatte gar keine andere Wahl.

Die laufenden Kosten sprengen aber offenkundig alle geplanten Grenzen und Präsident Kurt Jungwirth sagte uns, die Halle sei ein echtes Problem für den "herbst". Wo haben Sie sich denn dermaßen verkalkuliert?
OSWALD: Die Energiekosten sind extrem höher als vorgesehen, selbst die unbenutzte Halle braucht viel. Und wir waren aufgrund positiver Signale der Überzeugung, dass Einrichtung und Technik von der öffentlichen Hand mitfinanziert werden würde. Das war ein Irrtum und nun zahlen wir 150.000 Euro Leasingrate im Jahr. Auch die Einnahmen liegen etwas unter Plan.

Welche Ausstiegsmöglichkeiten gibt es für den "herbst" eigentlich?
OSWALD: Daran denke ich im Moment einfach nicht. Es ist in der Tat ein sehr komplexes Problem, an dessen Lösung derzeit viele Menschen guten Willens arbeiten. Land, Stadt, die styriarte, wir, aber auch die Firma List ist mit eingebunden, ich bin überzeugt, dass wir zu einer machbaren Lösung kommen.

In Zeiten schrumpfender Budgets sind ihre Mittel gegenüber dem Vorjahr um fast 1,5 Millionen Euro auf nunmehr 5,5 Millionen gestiegen. Wie das?!
OSWALD: Das ist leicht erklärbar: Da "Begehren" erst im Jänner aufgeführt wurde, haben wir die Kosten dem Budget 2003 zugerechnet. Die reale Steigerung kommt durch die Ko-Produktionen mit 2003 zustande.

Wieviel davon sind private Sponsorgelder?
OSWALD: Fünf Prozent.

Die Ex-Opernintendantin Karen Stone richtete aus Dallas aus, die hiesigen Kulturpolitiker seien total desinteressiert. Welche Erfahrungen haben Sie nach drei Jahren?
OSWALD: Ich habe die genau gegenteilige Erfahrung.

Haben Sie einen Tipp für die Zeit nach 2003?
OSWALD: Ja, dass die Botschaft von 2003 offensiv begriffen wird und Kultur trotz aller Finanzprobleme als harter Standortfaktor betrachtet wird.

Frido Hütter

erschienen in:
Kleine Zeitung, 19.09.2003   http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/kultur/artikel/_559805/index.jsp