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Musikalische Erkundung der Grausamkeit
Beim "steirischen herbst" wurde Bernhard Langs Musiktheaterwerk "Theater der Wiederholungen" uraufgeführt.


Drei Kapitel der Weltgeschichte, drei Kapitel menschlicher Grausamkeit: In seinem Musiktheater-Werk "Theater der Wiederholungen" erzählt der österreichische Komponist Bernhard Lang vom Scheitern humanistischer Ideale und politischer Utopien. Der französische Choreograf Xavier Le Roy als Regisseur geht bei der Uraufführung beim Festival "steirischer herbst" in Graz neue Wege und macht die Musiker selbst zu Darstellern.

Die auf minimale Effekte konzentrierte Umsetzung stieß beim Premierenpublikum am Samstagabend in der Helmut-List-Halle auf großes Echo. Mit anhaltendem, kräftigen Applaus feierten die Zuschauer die Sänger und Musiker ebenso wie den Komponisten und den Regisseur.

Gewalt und Krieg

Thematischer Ausgangspunkt für sein Musiktheaterwerk war für den 46-jährigen Musiker aus Linz das Kriegsgeschehen am Balkan in den 1990er Jahren. Unter dem Eindruck, alle zivilisatorischen und politischen Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben seien erneut gescheitert, entwarf Lang seinen pessimistischen Blick auf die jüngere Geschichte. Das immer wiederkehrenden Auftauchen von Idealen und ihrer Umkehrung in Gewalt und Krieg machte er zum Grundmuster der rund zweistündigen Komposition.

Vom Zerbrechen aufklärerischer Ideale im europäischen Absolutismus, vom Scheitern des politischen Traums einer freien Welt in der Gewaltbereitschaft Amerikas und vom Albtraum des Massenmordes in Europa berichtet Langs "Theater der Wiederholungen". Diese Wiederholungen findet der Komponist musikalisch wie inhaltlich nicht in der steten Wiederkehr des Immer Gleichen, sondern in sich wiederholenden Grundmustern, die minimal variiert werden.

Mit Textfragmenten von Marquis de Sade und William Burroughs sowie Prozessakten und Augenzeugenberichten der Nürnberger Prozesse umreißt das Libretto thematisch die drei Akte, die jeweils in sich symmetrisch aufgebaut sind.

Bewegung in kurzen Sequenzen

Wo der Komponist den Text in einzelne Silben oder Buchstaben und die musikalischen Motive in einzelne Töne oder Geräusche zerlegt, gliedert Regisseur Le Roy die Bewegungen der Musiker in kurze Sequenzen, die wie manische Ticks wiederholt werden. Der Choreograf verlagert so die szenische Darstellung weitgehend in das Orchester und den Chor, die in anthrazitfarbenen Anzügen mit rosa Hemden stecken. Unter fahlen brünetten Perücken erscheinen Sänger und Musiker wie mechanische Puppen als androgyne, fast gesichtslose Masse.

In wenigen illustrierenden Passagen des zweiten Teils werden Orchester und Chor zum Bewegungschor. In Duellen und aggressiven Begegnungen wird das Töten fast zu einem feierlichen, selbstverständlichen Ritual. Auf eindringliche Weise überlagern sich in dieser radikal minimalistischen Regie Musik und Darstellung, Inhalt und Ästhetik. Unter der konzentrierten Leitung von Johannes Kalitzke setzen das Klangforum Wien und das französische Ensemble "Les jeunes solistes" Langs Komposition präzise, bisweilen ironisch pointiert um.

Philosophisch-musikalische Erkundung

Das Premierenpublikum feierte die Uraufführung als philosophisch komplexe, dabei spannende musikalische Erkundung einer Geschichte der Grausamkeit. Das "Theater der Wiederholungen" ist als Auftragswerk des Grazer Festivals für Zeitgenössische Kunst in Koproduktion mit Graz Kulturhauptstadt Europas 2003 und der Opéra National de Paris entstanden. In Frankreich wird das Werk 2006 zu sehen sein.

Irmgard Schmidmaier, DPA

erschienen in:
ORF Kultur online, 06.10.2003