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Versuch und Irrtum
steirischer herbst: Zahlen, Zeugen, Zukunft


"Der steirische herbst ist in die Jahre gekommen", bemerkte sein Präsident Kurt Jungwirth beim Bilanzgespräch am Freitag. 1968 (nach einem Probelauf im Jahr davor) geboren, sorgte das Festival einst sicher für Aufsehen. Am Sonntag sagt es gemeinsam mit der Kulturhauptstadt Graz 2003 für heuer ganz leise Servus. Nach einem etymologischen Exkurs zu den Wurzeln des Wortes Avantgarde, das - "gar net so modern" - aus der Militärsprache 1825 als bewaffnete Vorhut ausritt, definierte Jungwirth den Begriff neu: "Ein Allerweltswort für Versuch und Irrtum."

Teure Hightech-Halle

Ein Irrtum war jedenfalls der Glaube, dass das Festival als Betreiber der neuen AVL-Helmut-List-Halle ohne schwer wiegende finanzielle Probleme überleben könnte. Zuletzt musste Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (VP) in einem Brief an ein Geldinstitut dafür bürgen, dass dem Festival bis 2006 jährlich weiterhin rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen werden. Wie Oswald bestätigte, werden mittlerweile "sehr gute Gespräche zwischen allen Beteiligten geführt, den Pachtvertrag (mit der AVL-List) zu verändern". In der Folge soll jemand anderer als der steirische herbst die Betreiberschaft übernehmen.

Dass der herbst in letzter Zeit viel diskutiert wurde, ist für Jungwirth "erfreulich" - per se aber noch kein Qualitätsmerkmal. Als "Quantitätsmerkmal" präsentierten herbst-Intendant Peter Oswald und der Geschäftsführer von Graz 2003, Manfred Gaulhofer, ein Festival der Rekorde: Insgesamt konnte man bei 265 Einzelveranstaltungen immerhin 140.925 Besucher verzeichnen. Dafür war der steirische herbst 2003 - dank zahlreicher Kooperationen mit Graz 2003 - aber auch fast doppelt so lang wie sonst und höher dotiert denn je.

Gedanken (angesichts der prekären Finanzsituation), die Kulturfestspiele auf einen zweijährigen Rhythmus umzustellen, finden bei Präsident Jungwirth kein Gehör. "Der steirische herbst wird ganz sicher keine Biennale werden. Außer, wenn Salzburg, Bregenz oder die Ars Electronica auch biennal werden." Geld für die Kultur würde dadurch außerdem sicher nicht gespart, ist Jungwirth überzeugt: "Das wäre sofort weg - im Straßenbau."

Angst vor 2004 hat Jungwirth nicht: "Die Stadt muss aus der Froschperspektive heraus. Sie hat das geistige Potenzial dazu, sich international zu positionieren." Dies wollte Gaulhofer wohl mit der ehrfurchtsvollen Verlesung von Rezensionen internationaler Kritiker vor einheimischen Kollegen beweisen. Doch die Performance machte das Gegenteil deutlich: den hartnäckigen Minderwertigkeitskomplex der Provinz.

Colette M. Schmidt

erschienen in:
Der Standard, 29./30. November 2003