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Präzision und Witz: "Der Mann mit den traurigen Augen" von Händl Klaus


Graz -  Klaus Händl, Jahrgang 1969, ist gebürtiger Tiroler. Deshalb nennt er sich hartnäckig Händl Klaus. Das Festival "steirischer herbst" hat offenbar einen Narren an ihm gefressen. 2001 durfte er die Uraufführung seines dramatischen Erstlings - "Ich ersehne die Alpen; So entstehen die Seen" - sogar selbst inszenieren. Es war ein sanftes Fiasko. Naturgemäß wurde Händl sogleich mit der Verfertigung eines neuen Stücks beauftragt. Dieser Neuling "(wilde) - der mann mit den traurigen augen" geriet erheblich besser als das Debüt. Zudem hat man diesmal für die szenische Umsetzung einen der begabtesten jüngeren Regisseure Deutschlands gewonnen. Und siehe: Sebastian Nübling führte den ebenso musikalischen wie abgründig heiteren Text im Grazer Orpheum zum Erfolg. Präzision, Rhythmus und Leichtigkeit, das Gleichgewicht von Witz und Melancholie suchen ihresgleichen.

Muriel Gerstners Bühne besteht anfangs bloß aus zahllosen Schließfächern, in denen freilich allerlei steckt. Gunter (mit wunderbarem Hundeblick: Bruno Cathomas), ein Arzt ohne Grenzen, ist auf dem Heimweg per Bahn in einem Kaff gestrandet. Zwei Brüder, nacktfüßig und in reizenden rosa Kleidchen, nehmen sich seiner gnadenlos freundlich an. Es handelt sich wohl um Vettern der "Zofen" von Jean Genet. Sie schleppen den Gast flugs in ihr Heim, wo auch ihre kranke Schwester, die Krankenschwester Hedy (zauberisch verhuscht: Simone Henn) wohnt. Der stumme Herr Papa macht das leise irre Familienidyll komplett. Gunter und Hedy kommen einander näher, sogar sehr nahe, wenn man ihre eher komplizierte sexuelle Kommunikation berücksichtigt.

Das ist alles? Jawohl. Denn das Wichtigste ergibt sich atmosphärisch wie von selbst zwischen den Zeilen, bleibt unausgesprochen und ist dennoch von überwältigender Wirkungsmacht. Wir erleben hier einen taghellen Alptraum, so absurd und unheimlich wie Kafkas "Verwandlung". Ein ganz beiläufiges Schreckens-Scherzo mit der Gnade der Grazie. - Das koproduzierende Schauspiel Hannover darf sich freuen. Auch, weil dessen feines Gespür fürs Wundersam-Aberwitzige gerade jetzt erst den zum Händl Klaus so pässlichen Daniil-Charms-Abend zeitigte: "Es ist gefährlich, über alles nachzudenken, was einem gerade einfällt" (s. WELT v. 22. September).

Termine: Graz 25. bis 28. Oktober; Karten: (0043 316) 81 60 70.
In Hannover im Studio Ballhof ab 10. Oktober; Karten: (0511) 9999 1111. Am 12. Oktober 20 Uhr im Ballhof: "Salon für Händl" mit dem Dichter sowie den Gästen Bruno Cathomas und Hermes Phettberg.

Ulrich Weinzierl

erschienen in:
Die Welt, 23.09.2003