Die ernste elektronische Musik positioniert sich bewusst in krasser Opposition zur Populären. Der Spaßgesellschaft wird der Finger gezeigt, es geht um Erkenntnis-, nicht um Lustgewinn. So war es nicht verwunderlich, dass einige Besucher vom riesigen Subwoofer Martin Pinters, in ihren Erwartungen enttäuscht wurden. Seine Komposition hatte nichts vom testosterongeschwängerten Sound aufgeblasener Auto-Hifi-Anlagen. Es war ein forschendes Abtasten des Objekts, das blechern scheppernd eins wurde mit der Musik. In einer Schleife laufend, ist die Installation bis 30. November vor dem Medienturm zu hören und zu bestaunen.
Spektakulärer war Phill Niblocks Auftritt in der benachbarten Halle. Der 1933 in den USA geborene "Guru" elektronischer Komposition gab eine Initiation mit "Slide-Pieces", einer Computer gesteuerten Bildprojektion, deren langsame Übergänge zusammen mit einem total verzerrten Klaviersample auf das Konzert vorbereiten sollten.
Der Meister begab sich zum Mischpult - und die Schallwellen brandeten mit der Gewalt einer Tsunami am Gehörgang an. In "Ten Auras Live" war ein Saxophonist Impulsgeber, in "Guitar too, for four" waren es zwei Gitarristen. Sichtlich in Trance schichtete Niblock mit elektronischen Mitteln Klangflächen übereinander. Die Instrumente waren nicht mehr zu erkennen, eine mesmerisierende Klangwand erwuchs im Raum. Die Wahrnehmungen der Rezipienten reichten von Katharsis bis zu Kopfschmerz, der Wunsch nach absoluter, tiefer Stille wurde übermächtig.
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