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Fragend wandern zwischen Lebenslinien
steirischer herbst: Sasha Waltz insideout


Drüben hat das Verhör aufgehört. Die Befehle zur Preisgabe der Identität waren laut. Es gab heftiges Gepolter. Ein Mann lag am Boden. Hier aber bietet eine Frau (Akteurin) Kleider an, die sie aus einem Wäschekorb herauszieht. Der Mann (Besucher) vor mir fängt mit ihr einen Handel an.
Mitten drin in „insideout“, der Eröffnungspremiere (und Uraufführung) des steirischen herbst-Festivals in der Helmut-List-Halle.
Zwischen belebten Schau-Fenstern, Familienporträts, Fundstücken, die Herkünfte erahnen lassen. Ich (Zuschauerin) schiebe mich an den teils unschlüssigen, teils begeisterten Mit-Schauern vorbei, weiter in den ersten Stock und beobachte durch eine schmale Öffnung ein Paar, das an Spieluhren dreht, sich sachte bewegt und einander portugiesische Geschichten erzählt. In dem Moment bin ich allein. Mein Blick gehört unverschoben mir, die Sicht-(weise) unverstellt.

EIGENER WEG Das Ansinnen der Choreografin und Regisseurin Sasha Waltz mit ihrem Tanz-Ensemble der Schaubühne Berlin ist aufgegangen. Das Publikum sucht sich seinen Weg selbst in den sehr unterschiedlich von Thomas Schenk gebauten kleinen Häusern, Zimmern, Nischen, einem Kugel-Gehäuse.
In der anfänglichen Dunkelheit in der List-Halle dominiert zunächst die Auftragsmusik von Rebecca Saunders. Der Schlagwerker am Eingang, die Streicher erhöht, Klavier von hinten. Akustisch sanfte Moderne. Nach und nach aber machen sich die anfangs wie lebende Skulpturen auf eingegrenzten Plätzen bewegenden, sprechenden Tänzer selbstständig. Sie tauchen simultan unvermutet auf und lassen einen Einblick nehmen in reales Kunst-Leben.
Sasha Waltz hat die ursprüngliche Idee des steirischen herbstes umgemünzt. Statt eine österreichische Familie nachzustellen, hat sie mit ihrem internationalen Ensemble die Vielheit kulturell und sonstwie geprägter Identitäten und daraus resultierender Unterschiede bis hin zu politischen Problemen interessiert. Eine Stunde 40 Minuten beschäftigen die detailreich inszenierten Szenen den Zuschauer. Dann ist Schluss. Und eine zweite Wanderung fast notwendig. Denn nur ein Teil kann jeweils erhascht werden.

Andrea Amort

erschienen in:
Kurier, 20.09.2003