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"Die unbekannte Insel" als Nachzügler
Hörspiel für die Augen von Christian Muthspiel und Hans Hoffer als Folge des "steirischen herbst 2003".


Der sich verjüngende Tunneleingang war noch lustig, die auf dem Boden kauernden Kinder noch mysteriös, das von der Decke hängende ausgebrannte Autowrack noch spannend. Aber in der Mitte des Stücks kam das vernichtende Urteil des 13-jährigen Kritikers neben mir: "Das ist total fad". Als "musiktheatralisches Ereignis für kleine und große Menschen" war angekündigt, was Christian Muthspiel (Musik) und Hans Hoffer (Regie, Raum) in der Grazer List-Halle zur Uraufführung brachten. "Die unbekannte Insel" - Auftragswerk des steirischen herbst und des Jugendmusikfestivals Deutschlandsberg - ist der Versuch, einem Märchen von José Saramago Dramatik einzuhauchen.
Hörspiel.
Viel mehr als ein schönes Hörspiel für die Augen ist es aber nicht geworden. Zum einen, weil die ohnehin wenigen Figuren aus dem 50-Seiten-Büchlein des Nobelpreisträgers aus 1998 ausschließlich im (sehr eindringlichen) Erzähler namens Klaus-Maria Brandauer kulminieren und die 60 mitagierenden Kinder als Volk nur kleine szenische Einsprengsel sind.
Quadrophonisch.
Zum anderen, weil Muthspiel das Werk nach vielen Liegetönen und Geräuschkulissengeschiebe erst nach 45 Minuten erstmals dramatisch richtig in Fahrt bringt. In Quadrophonie klingen aus den Ecken der List-Halle Sängerinnen, Bläser, Streicher und Percussionisten. Der Komponist selbst sitzt wie ein Eremit in einem Turm und bündelt die Elemente aus seiner diffizilen und auch reizvollen Partitur.
"Kleiner Prinz" grüßt.
Saramago hat mit seiner "Geschichte von der unbekannten Insel" 1997 den portugiesischen Mythos des Seefahrers auf einen unüblichen Kurs gebracht: Sein "Mensch", der den König um ein Schiff bittet, um eine Terra incognita anzusteuern, ist in Wahrheit auf einer Odyssee Richtung Glück und landet schließlich bei sich selbst. Von Ferne grüßt "Der kleine Prinz".
Hoch philosophisch.
"Gefallen an etwas zu haben, ist wahrscheinlich die beste Art, etwas zu besitzen, besitzen aber wohl die schlechteste Art, an etwas Gefallen zu finden", lautet ein Kernsatz der Parabel. Auf der Bühne wird die hoch philosophische Liebes- und Lebensgeschichte erst bewegend, wenn (so viel sei verraten) die Zuschauer mit an den Kai strömen dürfen, um dem "Mensch" beim Ablegen ins Meer seiner Träume zuzuwinken.

Michael Tschida

erschienen in:
Kleine Zeitung, 29. 02. 2004