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Bunte Ernte aus neuen Klängen
Öffentliche Installationen und sinnliche Konzerte beim ORF-"musikprotokoll", Österreichs bedeutendem Mini-Festival für Neue Musik in Graz.


Eines der wichtigsten und am längsten bestehenden Foren Österreichs für zeitgenössische Musik ist das alljährlich vom ORF in Kooperation mit dem steirischen herbst ausgerichtete "musikprotokoll". Inhaltlich betreut vom Musikjournalisten und ORF-Mann Christian Scheib, wagt man dort ästhetisch radikale Erkundungen in scheinbar marginalisierte, extrem innovative Randzonen der Szene, zu den Schnittstellen von Musik und Elektronik oder Multimedia. Die heurige, 36. Ausgabe des Festivals gab sich vergleichsweise "mainstreamiger": Kein Brachland wurde beackert, statt dessen eher Ernte eingefahren.

Auch die Stadt wurde zur Bühne. Der schon 71-jährige Elektronikguru Phill Niblock aus den USA zeigte Klanginstallationen im öffentlichen Raum, an der Peripherie der Stadt. "Slide Pieces", eine Computerinstallation auf dem Groß-marktgelände in Graz-Karlau, luden zur Erfahrung minimaler kontinuierlicher Veränderungen in Klängen und Bildern. Und von dem Grazer Medienkünstler Michael Pinter wurde eine 10 Meter lange Silo-Röhre zu einem wummernden, programmgespeisten "Subwoofer" (Basslautsprecher für tiefste Frequenzbereiche) umgebaut: Die Blechkanone spuckt Subkontra-Schwingungen, Vibrationen und Druckgeräusche.

Gebirgskriegsprojekt im Grazer Dom im Berg

Im Dom im Berg gab es dann weitere Geschütze auf der Leinwand zu bestaunen: Zur Musik einer Riesenpartitur zeigte der kubanischamerikanische Komponist George Lopez, der im Kärntner Mölltal auf einer Berghütte lebt, historische Archivfilme aus dem Ersten Weltkrieg. Das Schleppen von Geschützbatterien und fingierte Angriffe an der Dolomitenfront sind gekoppelt mit heutigen Schwenks über die damaligen Schauplätze. Dieses "Gebirgskriegsprojekt" erwies sich als gelungenes "Gesamtkunstwerk", das eine historisch durch blutige Ereignisse aufgeladene "Natur"-Erfahrung vermittelt.

Zu den Highlights der dagegen konventionellen Konzerte (mit dem RSO Wien, dem Klangforum Wien und dem ensemble recherche in der Helmut-List-Halle und im Grazer Congress) zählten zwei Uraufführungen: Der italienische Star-Komponist unserer Tage, Salvatore Sciarrino, bot mit "quaderno di strada" für Bariton und Ensemble eine dreiviertelstündige Komposition, in der die Zeit wie im Flug vergeht, so spannend, so voll magischem Zauber ist sie. Berechtigter Jubel für das Klangforum Wien unter Beat Furrer. Im Kammerkonzert am Sonntag hörte man - als Spektralklang-Ohrenschmaus - Georg Friedrich Haas' Viertes Streichquartett, mit Klangforum-Musikern: Die (bei Haas erstmalig) behutsame Einbeziehung von Live-Elektronik ergab neue Effekte und Vervielfachungen von Obertonschwingungen.

Berichte und Mitschnitte vom "musikprotokoll" sind in dieser Woche täglich ab 23 Uhr auf Ö1 im "Zeitton" zu hören.

Heinz Rögl

erschienen in:
Salzburger Nachrichten, 17.11.2003