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Die Hölle beginnt im Kopf


Marquis de Sade war für seine sexuellen Perfidien bekannt. Der Pop-Literat William Burroughs hantierte gern mit Schusswaffen und tötete dabei irrtümlich seine eigene Frau. Und für den Massenmord der Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern fehlen ohnehin bis heute die Worte. Es geht um Grausamkeiten aller Art, die Komponist Bernhard Lang in seinem "Theater der Wiederholungen" klug vertont hat, die bei der Uraufführung in der Grazer Helmut-List-Halle aber leider einem szenischen Nichts zum Opfer fielen.

ÄRGERNIS Denn Regisseur Xavier Le Roy wollte (laut Programmheft) eine "ganz neue Form" des Musiktheaters erschaffen: Weg von der Repräsentation (also der Bebilderung), hin zu einer Inszenierung der Komposition. Das Spiel des Orchesters, die Mimik und Gestik der Musiker, der Sänger sind die Inszenierung. Auch ein Ansatz, Ideenlosigkeit zu kaschieren.

Konkret sieht das so aus: Le Roy steckt die Damen und Herren des wie immer exzellenten Klangforum Wien in betont hässliche Anzüge (rosa Hemden, braune Sakkos), stülpt ihnen und den Vokalsolisten meist blonde Langhaar-Perücken über und verordnet allen Beteiligten mehr oder minder heftige Hand-und Kopfbewegungen. Der Dirigent (souverän: Johannes Kalitzke) bekommt ein Double zur Seite gestellt, das um synchrone Bewegungen bemüht ist. Cowboy-und Laufsteg-Posen aller Interpreten werden in ein (dezentes) Neon-Licht getaucht. Sonst regiert Dunkelheit. Eine grausame Bankrotterklärung!

Dabei bietet gerade Langs Musik eine Fülle von inszenatorischen Möglichkeiten. Die Mischung aus sehr kontemplativen Momenten, jazzigen Einschüben und rockig-wilden Klängen illustriert die jeweiligen Texte sehr gut.

Gekonnt zerlegt Bernhard Lang für diese Koproduktion von "steirischem herbst" mit der Opéra National de Paris und "Graz 2003" die einzelnen Sätze in ihre Bestandteile, lässt Wortpartikel wiederholen, setzt auf leicht veränderte Repetitionen.

SUGGESTION Je zwei Sopranistinnen, Bässe und Countertenöre sind dafür aufgeboten; für die adäquaten vokalen Brechungen sorgen auch die subtilen, als Chor eingesetzten "jeunes solistes". Das Ergebnis ist eine, in allen drei Teilen sehr unterschiedliche, Folge von suggestiven Klangbildern, die immer wieder in den Bann ziehen.

Abgehobenes für de Sade, Fetziges für Burroughs, Verstörendes für das NS-Verbrechen thematisierende Finale - jeder Teil könnte auch für sich bestehen. Fehlt nur noch ein Regisseur.

Peter Jarolin

erschienen in:
Kurier, 06. 10. 2003