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Wo die Natur der Klänge schreit
"Gebirgskriegsprojekt" beim musikprotokoll im Steirischen Herbst


Der Beginn des musikprotokolls beim Grazer Medienturm war spektakulär, aber enttäuschend: Ein zehn Meter langer Wasserreinigungssilo mit vier Metern Durchmesser wurde durch eingebaute Lautsprecher zu einem recht ordentlichen Subwoofer umgebaut. Was Michael Pinter am Laptop aus diesem Furcht einflößenden Instrument dann hervorzauberte, war aber nicht mehr als ein blechernes Scheppern, angereichert durch zahme Subfrequenzen, eine zugegeben ungewöhnliche Begleitmusik zu Glühwein und Kastanien.

Bei den Proben soll's ja recht ordentlich gebrummt haben, doch simultan auftretendes Kopfbrummen hat die Dezibelstärke bei der Uraufführung dann doch stark reduziert. Bei Phill Niblock war man klüger und warnte gleich am Eingang vor den hohen Schallpegeln. Dafür durfte Niblock dann ordentlich Stoff geben, und so konnten sich die fast unhörbar langsam verändernden Klänge auch saftig mit Obertönen anreichern.

Mehr auf koordinierte Komplexität der Sinne denn auf die Konzentration auf nur einen Parameter der Wahrnehmung setzte das "Gebirgskriegsprojekt" von George Lopez im Grazer Dom im Berg. Eine Collage aus historischen Kriegsaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg, heutigen Ansichten der teilweise noch immer von verrostetem Kriegsmaterial gezeichneten Landschaften und Detailaufnahmen der Geologie werden mit Musik aus acht Lautsprechergruppen verknüpft. Aus diesen tönen vom Klangforum Wien unter Dominique My eingespielte Orchesterklänge sowie konkretes Klangmaterial.

Das Ergebnis ist eine seltsam unruhige Stimmung. Wie besessen Kriegsmaterial nach oben transportierende Soldaten werden mit (Langsamkeit ausstrahlenden) Gesteinsnahaufnahmen konfrontiert. Die Musik nimmt eine Vermittlerrolle ein. Mächtige, von tiefen Blechbläsern dominierte Sounds schaffen einen Anklang an die vom Krieg zum Schlachtfeld gewandelte Landschaft der Stille.

Die Natur schreit. Durch die Fokussierung auf den Naturaspekt entgeht Lopez, der nach eigenen Angaben fast fanatisch die alten Kampfplätze aufgesucht hatte, der Moralisierung. Seine Arbeit lässt die Frage nach dem Sinn dieses Krieges als schon beantwortet hinter sich und untersucht mehr die Reibung so divergierender Elemente wie Mensch und Hochgebirgsnatur.

Das verleiht Lopez' ca. einstündiger Arbeit auch ihre Glaubwürdigkeit - und dem musikprotokoll ein Highlight.

Robert Spoula

erschienen in:
Der Standard, 17.11.2003