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Panorama der Verstörung: «Lost Highway» als Musiktheater in Graz


Graz (dpa) - Personen und Orte lösen sich auf, nur mehr die Angst herrscht in David Lynchs Film-Klassiker «Lost Highway». Die österreichische Komponistin Olga Neuwirth hat Lynchs mystischen Schocker als Musiktheater entworfen und ein musikalisches Panorama der Verstörung geschaffen. Die Bühnenfassung des Kultfilmes wurde bei der Uraufführung am Freitagabend beim Festival steirischer herbst in Graz zu einem großen Erfolg.

Der Applaus des Premierenpublikums in der Helmut-List-Halle galt gleichermaßen der Komponistin und dem Regisseur Joachim Schlömer wie den Musikern und Sängern. Neuwirth und Elfriede Jelinek, die das Drehbuch in ein Libretto gefasst hat, rollen die Bühnenfassung nah an den Bildern des Films auf. Sie zeigen fundamental verunsicherte, verstörte Menschen, die in einer Endlosschleife von Angst und Unsicherheit gefangen sind. Zeit und Raum sind aus den Fugen geraten, Menschen werden zu gespenstischen Erscheinungen, alles Vertrauen in Sicherheit ist aufgelöst.

Ausstatter Jens Kilian hat mit einer komplett schwarzen Szene einen unheimlichen, düsteren Raum geschaffen. Durch Spots und verschiebbare Wände öffnen und schließen sich immer neue Räume in dem dunklen Irrgarten. Schlömer verdichtet die ins Irreal-Fantastische driftende Geschichte durch Doppelbesetzungen. Das Klangforum Wien unter Leitung von Johannes Kalitze setzt Neuwirths Komposition mit großer Präzision und Musikalität um. Im ausgewogen agierenden Ensemble setzen vor allem der Stimmakrobat David Moss und Andrew Watts als allgegenwärtiger unheimlicher Mystery Man Akzente.

Pete (Georg Nigl) und Renee Madison (Constance Hauman) erhalten in ihrem luxuriösen Haus anonym zugesandte Videokassetten, die sie selbst in ihrer Wohnung zeigen. Auf einem Band sieht sich Pete selbst neben der Leiche seiner Frau - und wird tatsächlich wegen Mordes inhaftiert und verurteilt. In der Zelle verwandelt er sich in den Automechaniker Fred (Vincent Crowly), der nach der Begegnung mit dem seltsamen Mr. Eddy (David Moss) und der undurchsichtigen Alice (Constance Hauman) auf einen Horrortrip gerät.

Wo sich der Film in rasende Sequenzen von Gewalt und Sexualität steigert, verlegt die Komponistin diese Zustände in die Musik. So entlädt sich die irrationale Aggression des Mr. Eddy nicht körperlich, sondern allein über die Sprache: Als ein Eindringling verbotener Weise zu rauchen beginnt, attackiert ihn der Mr. Eddy mit einer so aggressiven Tirade, dass sie den Raucher körperlich zu treffen scheint. An anderer Stelle lässt Neuwirth vertraut anmutende Jazz-Sequenzen oder volksmusikalische Phrasen anklingen, die sich in aggressive, wütende Tongewitter steigen. Gegensätzliche Klangfarben prallen aufeinander, über weite Strecken bleiben nur mehr Geräusche - angstvolles Wispern, Hauchen oder Rauschen.

Lynchs «radikale Abrechnung mit der Erzählung als einer fortschreitenden Erzählung» habe sie an dem Projekt interessiert, führt die Musikerin im Programmheft aus. In ihrer Komposition übersetzt sie dieses Ineinandergreifen von Realität und Fiktion mit einer Kombination von aufgezeichneten Passagen mit live gespielter Musik, ebenso wie auf der Bühne Videos und Darstellung ineinander übergehen. Doch bleibt Neuwirth, aber auch die Umsetzung durch Schlömer stets so nahe am Film, dass das Musiktheater weniger als eigenständige Erzählung des Stoffes denn als musikalische Nachempfindung von Lynchs Werk erscheint. Entstanden ist die Oper als Auftragswerk des Grazer Festivals steirischer herbst mit Graz Kulturhauptstadt Europas 2003 und dem Theater Basel.

© by musicsun.com

erschienen in:
musicsun.com, 2.11.2003