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Verloren auf dem Psycho-Trip
Jelinek und Neuwirth machen Lynchs "Lost Highway" zur Oper


Die österreichische Komponistin Olga Neuwirth und die Literatin Elfriede Jelinek kennen und schätzen einander seit langem. Dazu gehören auch gemeinsame Projekte wie die Oper "Bählamms Fest". Am Freitag kommt in Graz ihre jüngste Zusammenarbeit zur Uraufführung: Das Musiktheater "Lost Highway", inspiriert durch den gleichnamigen Film von David Lynch.

Mit seinem düsteren Werk sorgte der Regisseur bereits 1997 für Aufsehen. Während der Film seine Kraft über das Spiel mit Farben, Lichteffekten und Perspektiven gewann, setzten die beiden Österreicherinnen bei ihrer Umsetzung für die Theaterbühne vor allem auf die Wirkung der Musik.

Sie transportieren die Geschichte um den Protagonisten Fred, der in einen Alptraum aus Realitätsverschiebung und Persönlichkeitsspaltung gerät. So stellen er und seine Frau Renee zu Beginn des Stücks mit Entsetzen fest, dass die ihnen anonym zugesandten Videobänder Aufnahmen ihres Privatlebens und schließlich den Mord an Renee darstellen - begangen von Fred selbst. Die Fassungslosigkeit Freds manifestiert sich dabei in dem bewussten Verzicht auf Gesang im ersten Teil des Stücks. Im Gefängnis kommt es dann zum Wechsel der Identität: Fred wird zu Pete, der sich die rätselhaften Vorgänge nicht erklären kann und anhand seiner eigenen Ratlosigkeit zu verzweifeln droht.

Die menschliche Existenz als Fragezeichen

"Die menschliche Existenz als ein einziges Fragezeichen", so beschreibt die Komponistin die mysteriöse Situation der Hauptfigur: "Dieses nicht-wissen-wohin ist eigentlich 'Lost Highway'." Der Zuschauer selbst gerät dabei in ein Verwirrspiel aus Realität und Traum, das er nicht mehr aufzulösen weiß. Die Aufhebung der Grenze zwischen Zuschauer und Bühnengeschehen gelingt der Komponistin durch elektronische Klangeffekte, mit denen sie die düstere Stimmung auf ihr Auditorium überträgt: Hierzu verfremdet sie die menschliche Stimme der Protagonisten und unterwirft sie Transformationen. In der Suche nach neuen Kombinationen sieht Neuwirth eine der wesentlichen Aufgaben des Künstlers. "Ausgangspunkt ist immer ein Text oder ein existentielles Problem unserer Zeit", sagt sie dazu. Mit dem Musiktheater "Lost Highway", das sie und Elfriede Jelinek gemeinsam realisiert haben, gelingt ihnen die Umsetzung eines Drehbuchs, deren Inhalt bereits selbst mehrfach gebrochen ist: in Einzelfragmente zergliedert, komprimiert und mit neuen Bildern entstand eine neue diffizile Konstruktion. Die Figur des Mr. Eddie scheint dabei exakt auf den Sänger David Moss zugeschnitten: statt sich in die Psychologie der Charaktere einzufühlen, findet er über den Rhythmus von Sprache und Bewegung Zugang zu seinen Figuren und verleiht ihnen so die Ausdrucksstärke, die die Zuschauer in ihren Bann zieht. Mit ihrem Musiktheaterstück thematisieren die beiden Österreicherinnen so die Bedeutung von Manipulation und Schweigen als Instrumenten der Macht, indem sie die Frage aufwerfen, die auch für die Gegenwart bestimmend sind: Was darf als real gelten und wer manipuliert letztendlich wen?

erschienen in:
3sat, Kulturzeit   http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/tips/52378/