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Sprünge in der Rille
Beim "steierischen herbst" wurde am Samstag Bernhard Langs erstes abendfüllendes Musiktheater uraufgeführt: "Das Theater der Wiederholung".


Alles Theater ist Wiederholung, auch Bernhard Langs Musiktheater. Der in Linz geborene "Vorzeige-Grenzgänger" nennt es auch so: "Das Theater der Wiederholungen". Die in "drei Erzählungen" gegliederte Ton- und Bildfolge wurde in der Grazer Helmut-List-Halle als Koproduktion des "steirischen herbstes" mit der Pariser Oper gemessen am Applaus erfolgreich uraufgeführt. Jeweils in sieben Szenen untergliederte Textblöcke von Marquis de Sade, William Burroughs und Akten aus dem Nürnberger Prozess und Augenzeugenberichten aus dem KZ werden ihrer semantisch zusammenhängenden Bedeutung entkleidet, in Silben, Worte oder größere Partikel zerlegt und darüber in eine neue, musikalische Textur überführt.

Das Verfahren ist nicht neu. Man kennt es aus der Lautpoesie. Das Muster der Repetition - ein Partikel wird nicht nur ein-, sondern mehrmals wie in einem Loop wiederholt - wirkt wie weiland der Rillensprung auf einer Schallplatte. Und dass die Form solcher "Dekonstruktion" kein herkömmlich erzählendes Theater bewirkt, sondern ein abstraktes, entpersönlichtes "Strukturmodell" abliefert, ist auch keine Neuigkeit. Lang schöpft gleichwohl aus eigenem Fundus. Er kennt keine Stilbarrieren, kopiert aber auch keine Stile. Das Ergebnis ist gleichermaßen für alle Ohren fasslich, ohne sich billig anzubiedern. Die pausenlos aneinander gereihten 110 Minuten sind hörbar und doch auch hörbar hintersinnig.

Den kompositorischen Masterplan hat der Tänzer, Choreograph und Molekularbiologe Xavier Le Roi in adäquate "Nicht-Bilder" übersetzt. Die sechs brillanten Solisten (Anna Maria Pammer, Jenny Renate Wicke, David Cordier, Martin Wölfel, Ekkehard Abele und Alfred Werner), der "Chor" der "jeunes solistes" und das wie gewohnt formidable Klangforum Wien unter Johannes Kalitzke sind uniform gekleidet: graue Anzügen, zyklamfarbene Hemden, blonde Perücken. Identifizierung mit "Personen" oder gar Charakteren ist ausgeschaltet. Die Geburt dieses neutralen Musiktheaters geschieht gleichwohl relativ altmodisch: im Geist der Guckkastenbühne. Die Teile eins und drei sind zudem in der szenischen Sprache annähernd ident, der Mittelteil über Burroughs' wortreiche Waffen-Fantasie-Spiele von "Shootouts", Waffenschiebern und "perfect killers", eine Mischung aus Quentin Tarantino und Michael Moore, wird choreographischpantomimisch in stilisierte echte "Bewegung" transformiert.

Das Fazit ist einfach, auch wenn das Produkt noch so raffiniert tut. "Das Theater der Wiederholungen" kann gar kein neues (Musik-)-Theater sein. Lang kann dem ewigen "Loop" nicht entkommen.

Karl Harb

erschienen in:
Salzburger Nachrichten, 06. 10. 2003