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"Wer sich fügt, der lügt"


Sie sprach sich für die "Lust am Paradox" und "gegen falsche Harmoniesucht" aus, hielt ein Plädoyer für die "geistigen Vagabunden und Abenteurer im Kopf, die ,Taugenichtse', denen wir das verdanken, was wir Zivilisation nennen". Und sie formulierte ein Grundanliegen ihrer eigenen Kunst: "Irritieren zu dürfen, um ein Nachdenken anzuregen."

Die österreichische Komponistin Olga Neuwirth hielt am Freitag die Eröffnungs- rede für das Festival "steirischer herbst". Neuwirths Vortrag, erweitert durch Tonband-Zuspielungen und Stimmverzerrungen, wurde simultan in die Gebärdensprache übersetzt.

Nach einer Analyse ihrer eigenen "taumelnden" Generation, ging die Künstlerin unter dem Titel "Alles ist möglich und tout est mort" auf die Rolle der zeitgenössischen Kunst in der Gesellschaft ein: Als "intelligente Provokation der Sinne" ohne "Bombast und Sentimentalität", bedroht von der "Peitsche des Marktes". Neuwirth ging auch auf ihre Situation als Künstlerin ein, verwies auf den "unausrottbaren Glauben, Genie sei männlich" und dass Komponieren für Frauen nach wie vor "als unvorhergesehener Unfall" gelte.

IDENTITÄT Zu Kunst, die zum Nachdenken anregen soll, bekannte sich auch der Intendant des "steirischen herbstes" Peter Oswald. Er definierte das Festival als "Forum für künstlerische Manifestationen, die den gesellschaftlichen Wandel bewusst reflektieren." Ganz auf dieser Linie bewegt sich auch der Themenschwerpunkt: Im Jahr der europäischen Kulturhauptstadt Graz widmet der "steirische herbst" sein Programm Fragen nach der europäischen Identität, Geschichte und Zukunft.

Olga Neuwirth war auch unter den aufführenden Künstlern der Eröffnung im Grazer Opernhaus vertreten. Gemeinsam mit der Solo-Schlagzeugerin Robyn Schulkowsky gestaltete sie eine dialogische Performance. Olga Neuwirth spielte eine frühe Form des Synthesizers, dessen Töne direkt an die eigene verzerrte Stimme am Ende ihrer Rede an zu knüpfen schienen. Robyn Schulkowsky hatte den Abend mit Iannis Xenakis' "Psappha", ein Stück für Schlagzeug solo, eindrucksvoll eröffnet.

Den letzten Teil des Abends gestalteten die Brüder Wolfgang und Christian Muthspiel. Sie spielten das Jubiläumsprogramm "early music" und gaben damit den Auftakt zu einer Europatournee. Ausgehend von Renaissance-Stücken und Volksliedern zeigten die Musiker, wie nah Gattungen und Epochen einander sind und wie problemlos ein Jodler Grundlage für eine Jazz-Improvisation werden kann. Der musikalische Rückblick auf zwanzig gemeinsame Jahre auf der Bühne ist ihrem 1991 ver- storbenen Vater gewidmet.

Judith Schmitzberger

erschienen in:
Kurier, 21.9.2003