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Steirischer Herbst: Endstation Bahnhof
Händl Klaus schaut mit traurigen Augen der schleichenden Verwilderung zu.


Prinzip Hoffnungslosigkeit an der Endstation Bahnhof: Weil er im Zug mit den verschweißten Fenstern zu ersticken drohte, ist Gunter auf der Heimreise von seinem Moldawien-Einsatz als "Arzt ohne Grenzen" zu früh ausgestiegen und im gespenstischen Neumünster an der Lau gestrandet. Ein toter Ort ohne Strom, der eine vorangegangene Katastrophe erahnen lässt.

Doch Händl Klaus, Tiroler mit Faible für Endzeitstimmung, seit "Ich ersehne die Alpen; So entstehen die Seen" (2001) auf den Steirischen Herbst abonniert, liefert bloß fragmentarische Anhaltspunkte und schürt im Auftragswerk "(Wilde) - Der Mann mit den traurigen Augen" die Furcht vor der Ungewissheit und die Angst des Publikums vor den Abgründen der eigenen Fantasie.

Sebastian Nübling verwendet Topoi der Unsicherheit und des Verlorengehens und inszeniert in der Koproduktion mit dem Schauspiel Hannover einen bravourösen Schwelbrand der Angst. Vergleiche mit Hitchcock, Beckett und Kafka drängen sich auf. Klaustrophobische Ausweglosigkeit signalisiert das Grazer Orpheum, wenn das Publikum von der Tribüne auf die als Pissoir, Versteck und Requisitenkammer dienende Schließfächerbühne (Muriel Gerstner) hinabblickt, wo der Heimkehrer in eine aasige Überlebensgemeinschaft taumelt. Denn zwei böse Buben heften sich an den Aussteiger und ziehen ihn in die Unterwelt ethischer Anarchie und an den Busen ihrer kranken Schwester, zitatweise untermalt vom berüchtigten Horst-Wessel-Lied.

Bruno Cathomas, der schon 2001 in der eisigen Seelenlandschaft von Händls Alpenstück brillierte, verleiht dem an die Schmerzgrenzen der Menschlichkeit geratenen Arzt schillernden Glanz im absurden Spiel mit herrlich grotesken Einlagen. Von den an Max und Moritz erinnernden Gesellen in fleischig-rosa Mädchenkleidern wird er zum Niederschlagen des wehrlosen Vaters und zur apokalyptischen Verzweiflungsliebe mit der an Berührungsangst leidenden Schwester im Brautkleid (Simone Henn) angestachelt. Tim Porath und Peter Knaack treiben als synchron gesteuertes Brüderpaar Flick Scherze: zwei Überlebens-Gangster ohne Skrupel, die grüne Birnen stehlen und junge Katzenbraten erbeuten.

Die Reise in den moralischen Morast endet in der Auflösung der Identität. Regie und Schauspieler ziehen - zügig eine tiefschwarze Textstrecke entlang - beklemmend komisch in den Niedergang.

Elisabeth Willgruber

erschienen in:
Die Presse, 23.09.2003