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Belehrungszwang
"Dry Clean Show" beim "steirischen herbst"


Kinderarbeit, Hunger, Globalisierungswahn, Ausbeutung: das Scheitern der Mode an gesellschaftlichen Problemen wie diesen aufzuzeigen, war eine der Intentionen des Projektes "Dry Clean Show", mit dem der "steirische herbst" heuer ausklingt. Es wurde am Freitagabend in der Helmut-List-Halle uraufgeführt.

Lisa D., eine in Kärnten gebürtige Modedesignerin, hat hierfür eine Produktmesse konzipiert, in der drei fiktive Mode-Labels ihre neuesten, vorgeblich "politisch korrekten" Konfektionen präsentieren: 15 Szenen vereinen die Genres Modenschau, Tanztheater und Konzert. Doch das Projekt scheitert letztlich am übertriebenen Aufklä-rungszwang: grelle Belehrungsattitüden im Schleudergang.

Die vielfach in Aussicht gestellte Rettung durch den "kritischen Konsumenten" mag eine Illusion sein. Die Widersprüchlichkeit in der zwischen "fairen" Gesundheitsschuhen und textilen Glamour-Exzessen angesiedelten Branche sind beträchtlich. Muss man aber deshalb auf den Kreationen von "Global Concern" Slogans wie "Schlank gegen Hunger" positionieren? Muss man Begriffe wie "Aids", "Alarm" oder "Pest" mit dem stofflichen Untergrund verweben? Der Hang zur Plakativität, der mitunter ungeahnte Peinlichkeit erreicht, zerstört das interessante Konzept.

"Beim geilen Fetzen für neun Euro neunzig schlägt man ohne Gnade zu - so zockt man mit globalen Spielern mit", heißt es im Song-Text "Heute schon geshoppt?". Ohne Gnade deutet der erhobene Zeigefinger in Richtung "Wahnsinn Warenwelt". Vorsicht doppelter Boden? Stellt die Performance des Abendlandretters im Nadelstreif gar eine Parodie dar? Unerträglich ist sie in jedem Fall.

Mehr Erkenntnisgewinne garantieren die Kreationen aus dem Hause "Disaster Surfer": schaumgepolsterte Wundverbände, in Korsagen integrierte Popcorn-Schwangerschaften, einladende Trittdämpfer oder der neueste Beinprothesen-Look, der die Trägerinnen in High-Tech-Memphistos verwandelt.

Schade, dass die Verknüpfungen zwischen "Leistungsschau" und "Liturgie" zu schwach ausgefallen sind. Schade, dass Wolfgang Mitterer sich als musikalischer Leiter wenige Wochen vor der Premiere zurückgezogen hat. Der Ersatz, "zeitkratzer" aus Berlin, fungiert als Weichspüler. Die "Dry Clean Show" kommt über die Vorwäsche nicht hinaus: keine (porentiefe) Reinigung. Oder: Entlassung ohne Segen.

Weiter Aufführungen 25., 26. November. Karten und Information. Tel.: 0316/81 60 70, Internet: www.steirischerbst.at

Martin Behr

erschienen in:
Salzburger Nachrichten, 24.11.2003