pressespiegel              
pressebüro kontakt                
akkreditierung   
pressephotos 
pressespiegel              
pressebüro kontakt                
akkreditierung   
pressephotos 
pressespiegel              
pressebüro kontakt                
akkreditierung   
pressephotos 
pressespiegel              
pressebüro kontakt                
akkreditierung   
pressephotos 
pressespiegel              
pressebüro kontakt                
akkreditierung   
pressephotos 
Die Suche ist auf
der aktuellen Webseite
verfügbar.
Der Newsletter ist auf
der aktuellen Webseite
verfügbar.

<<  zurück

Das tapfere Schneiderlein
Im Porträt: Lisa D.


Das Projekt habe sie energetisch zur Strecke gebracht. Drei Jahre Arbeit, eineinhalb davon intensivst, stecken in der „Dry Clean Show“, die dieser Tage in siebzig Minuten über die Bühne der Grazer List-Halle läuft (Lesen Sie dazu auch die Seite 28). Und wie immer, und vor großen Premieren üblich, erscheint die Probenzeit viel zu kurz, Hektik allerorten, der Laufschritt die einzige Gangart. „Aber jetzt hab ich mir ein Jahr Ruhe verordnet, dieses beginnt in wenigen Tagen“, gibt sich Lisa D. überzeugt – aber nur beinahe, fügt sie doch hinzu, dass jeder, der sie kennt, sich ob des bekundeten Vorhabens ein Lachen nicht verbeißen könne.
Bis zu seiner Matura hat das in Klagenfurt in bescheidensten Verhältnissen zu stattlicher Körpergröße herangewachsene Mädchen kaum gelacht. Sie war sechzehn, als ihr zeitlebens todkranker jüngerer Bruder starb, dass die Situation von den Eltern bis dahin „grandios gehandhabt“ worden war, vermochte die Schatten über dem Alltag dennoch nicht wesentlich aufzuhellen. Sie, die immer schon gezeichnet und sich an allerlei Musikinstrumenten versucht hatte, begann von da an noch intensiver, Ängste vor dem Tod über die Kunst abzuarbeiten. Erfolgreich, doch sollten sich künstlerische Erfolge kommerzieller Natur erst viel später einstellen.
Die nicht bestandene Aufnahmsprüfung an die Wiener Kunstakademie ließ Elisabeth, wie sie damals noch hieß, dem mütterlichen Wunsch nach einem soliden Brotberuf nachkommen. Mitten in ihrer Ausbildung wechselte sie an die Pädagogische Akademie nach Graz „und plötzlich begann das lustige Leben“. Sechs Jahre währte ihr Lehrerdasein aus Verlegenheit an einer Grazer Hauptschule, kompensiert durch alle möglichen Umtriebigkeiten wie das Studium der Germanistik und Soziologie, die Leitung einer Theatergruppe, die Bemalung von Stoffen oder deren einfache Drapierung mittels Stricken. („Ich konnte ja nicht schneidern“.) Dann ging sie mit ihrem damaligen Freund und heutigen Mann Wilfried Prantner – Übersetzer, Texter, Theoretiker, Dramaturg, Konzeptionist oder kurz Universalist – für ein Jahr nach New York. Mit einem abgeschlossenen Regiestudium im Gepäck kehrte sie heim, kündigte ungeachtet ihrer Pragmatisierung und nützte den hierzulande einsetzenden Modeaufwind für ihren Sprung in die Selbstständigkeit.
Humanic, gerade hochblühend franzophil, sponserte eine groß angelegte Modenschau, Lisa verband ihr Wissen um die Regie mit ihrem bildnerischen Talent und inszenierte sich solcherart selbst ein katapultartiges Sprungbrett. Immer mehr rutschte sie in Richtung Mode und stellte zu diesem Zweck ein Standbein nach Berlin, wo sie den Fall der Mauer für ihr immobiliares Gespür nutzte und sich im vormaligen Osten niederließ. Dort unterhält sie heute zwei Boutiquen und auch ein privates Domizil, „das damals niemand wollte und das heute unerschwinglich wäre“.
Seit Mitte der Achtzigerjahre zeichnet sie alljährlich mindestens einmal für das Zustandekommen einer etwas anderen, weil thematisch anspruchsvollen Modenschau verantwortlich, rund ein Dutzend Mal im Jahr pendeln die Prantners zwischen der deutschen Hauptstadt und ihrer Grazer Altbauwohnung. Das Label „Lisa D.“ schlägt sich als Frühjahrs- und Herbstkollektion mit jeweils „tausend Klamotten“ zu Buche und Buchhaltung, wobei die Textilien direkt in die hauseigenen Läden und nicht auf Messen wandern.
Wo sich Beruf und Leidenschaften derart decken, erübrigt sich die Frage nach Hobbys abseits des Terminkalenders. Oder doch nicht? Seit ein paar Jahren greift Lisa D. wieder zum Cello. Vielleicht bringt sie eines Tages auch noch damit ihre Mitwelt zum Schwingen? A.S.

A.S.

erschienen in:
Die Steirische, 21.11.2003