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"Insideout": Ungeniert, aber nicht peinlich
Tanzkünstlerin Sasha Waltz lädt in "insideout" zu einem Spaziergang durch ihr turbulentes Welt-Dorf.


Rund zehn Wochen beträgt heuer die gestundete Zeit für den Steirischen Herbst, in dem es um die erkundete Zeit zwischen Europa und Amerika geht. Das in die Jahre gekommene Avantgarde-Fest mutiert unter Intendant Peter Oswald zu einem "Zeiterkundungsfestival" und begibt sich schwerpunktmäßig auf die Suche nach der europäischen Identität und dem wieder aufgeflammten Gegensatz zu den USA.

Das rote "herbst"-Plakat zieren dementsprechend die Umrisslinien eines zusammengewachsenen Fantasiekontinents "Europamerika". Vorwiegend mit musiktheatralischen Mitteln wird dem Generalthema zu Leibe gerückt, vor allem mit Bernhard Langs dreiteiliger Komposition "Das Theater der Wiederholungen" und Olga Neuwirths Hommage an David Lynch ("Lost Highway") nach einem Libretto von Elfriede Jelinek.

Die steirische Komponistin stand Freitag Abend als Hauptrednerin und mit einer Performance an vorderster Front bei der Eröffnungsfeier in der Grazer Oper. Als Vertreterin der orientierungslosen Generation der 35-jährigen plädierte sie für "eine intelligente Provokation der Sinne".

Sozusagen verkehrt herum, nämlich "insideout", näherte sich die Choreografin Sasha Waltz zum Auftakt in der Helmut-List-Halle der Frage nach dem Wertewandel in einer globalisierten Welt. Die Co-Direktorin der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz hat mit der Komponistin Rebecca Saunders eine Kreation geschaffen, die Konzert, Tanz-Aufführung und Installation zugleich ist.

20 Tanzende und zehn Musizierende aus Europa, Amerika, Asien kehren ihr Innerstes nach außen und erzählen kaleidoskopartig persönliche Lebensgeschichten. Dem Publikum ist Platz überall reserviert, um sich inmitten von Videoprojektionen und simultanen Aktionen mobil und umspielt ein eigenes Stück auszuwählen.

Zwischen Schaufenster-Exhibitionismus, Kammermusik und arktischen Sexspielchen im Kühlraum wandelt der Zuschauer als Voyeur, Flaneur vorbei an Guckkastenschlitzen, durchstreift Alltags-Szenen in engen Räumen oder verharrt vor einem starren Schneewittchen im Glaskasten, das gerade von sterilen Händen gewaschen, geschminkt und angekleidet wird. Andernorts grüßt Polanskis "Ekel" mit grapschenden Händen; ein paar Schritte weiter stolziert ein lebendiger Ganzkörperanzug.

Ungeniert, aber nicht peinlich wird die Welt in dem für Graz völlig neuen Schau-Spiel wie in einer Fußgängerzone erlebbar. Abseits tierisch ernster Interpretation gerät die affige, sich wichtig gebärdende Menschheit im Containerdorf zur lachhaften Karikatur.

Elisabeth Willgruber

erschienen in:
Die Presse, 20.09.2003   http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=k&id=377847