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Ein Ticket in die Ungewissheit
Uraufführung im "steirischen herbst": Das neue Stück von Händl Klaus im Grazer Orpheum


Irgendetwas muss vorgefallen sein. Extreme Schwüle, das Wasser ist knapp, die Züge allesamt abgefahren, kein Strom, hinter den Fassaden der Freundlichkeit lauert die Bedrohung. Wem kann, soll man noch trauen? Wer ist überhaupt noch da? Mit seinem neuen Stück "(wilde) - der mann mit den traurigen augen" lädt der aus Tirol stammende Autor Händl Klaus in eine bizarre, rätselhafte Geisterstadt. Ein Ankommender, Gunter aus Bleibach, trifft auf vier Überlebende, die einer Familie angehören, das Unberechenbare in sich tragen und sich scheuen, die Wahrheit auszusprechen. Der gehetzte Arzt ohne Grenzen und die rastlosen Relikte einer Zivilisation: Eine Endzeit-Tragödie, die ohne Pathos auskommt.

Das Totenfloß ist gestrandet, der verirrte Heimkehrer von Händl Klaus fährt Bahn. Ein Halbpreisticket in die Ungewissheit: In Neumünster an der Lau türmen sich riesige, grün gefärbte Schließfachkästen mit Jahreszahlen auf (Bühne: Muriel Gerstner), dazwischen bilden sich Abgründe. Ein seltsames Brüderpaar nötigt den scheinbar traumatisierten Mediziner zum Bleiben und macht ihn mit seiner aus Schwester und Vater bestehenden, gar nicht lieben Familie bekannt. Vor allem zu Beginn des Stücks schafft Regisseur Sebastian Nübling eine an die mysteriösen Kipp-Welten von David Lynch erinnernde Atmosphäre, das Echo der Worte verhallt in der Kälte einer Bahnhofshalle.

Nübling verdichtet in dieser Koproduktion des "steirischen herbstes" mit dem "schauspielhannover" die rhythmische Qualität des aus kurzen Sätzen bestehenden Textes mit einigem Witz zu einem Theater der Absurditäten, der Andeutungen und der Perfidie: Misshandlung und Trost für den stummen Vater, die "Natursekt"-Spiele der als Braut dargestellten Schwester, das dumpfe Glück im schallgedämmten Leichtbeton-Heim der Familie Flick. Ausgestopft die Katzen, gespielt die Normalität, verschwunden plötzlich ein Bruder. Gunter aus Bleibach ersetzt ihn, der Untergang nimmt weiter seinen Lauf, wobei das Ende (zu) abrupt kommt, zu wenig ausgegoren erscheint. Ein Schlüssigkeits-Defizit, das auch Nübling nicht beheben konnte.

Bruno Cathomas ist ein grandioser Reisender im Selbstauflösungs-Rausch, Emil und Hanno Flick werden von Tim Porath und Peter Knaack sehr präzise als liebliche Unheilsengel gespielt. Fazit: eine Rehabilitierung für den Ruf des Theaterautors Händl Klaus nach dessen "Ich ersehne die Alpen; So entstehen die Seen"-Fiasko vor zwei Jahren.

Martin Behr

erschienen in:
Salzburger Nachrichten, 22.09.2003