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Am Highway ausgerutscht
Oper von Olga Neuwirth und Elfriede Jelinek uraufgeführt


Die in der Grazer Helmut-List-Halle uraufgeführte Oper „Lost Highway“ von Olga Neuwirth basiert auf dem gleichnamigen Film von David Lynch, womit wir gleich beim zentralen Problem wären. Neuwirth und ihre Ko-Librettistin Elfriede Jelinek nehmen nämlich den Film nicht als Vorlage, um eine eigene Geschichte zu entwickeln. Sie halten sich sklavisch an das Original, manche (englischsprachigen) Textpassagen sind fast wörtlich übernommen, wodurch die Oper wie eine Nacherzählung mit ungeeigneten Mitteln wirkt. Natürlich darf es nicht Voraussetzung sein, den Film zu kennen. Wer ihn aber kennt, bemerkt rasch, dass er in dieser „Short Cuts“-Version als Bühnenstück nicht funktioniert.
Vordergründig geht es um einen Jazz-Musiker, der seine Frau tötet, im Gefängnis zu einer anderen Person mutiert und als solche eine ähnliche Geschichte erlebt. Verstehen kann man die Handlung, die viel mit Spiegelung, mit Unterbewusstsein, ja mit Schizophrenie und Ängsten zu tun hat, weder da noch dort und muss es auch nicht. Was aber im Film als Panoptikum grandioser Figuren bestens aufgeht, wirkt auf der Bühne manchmal sogar lächerlich.
Bestimmt hat das auch wesentlich mit der Inszenierung von Joachim Schlömer zu tun, die teilweise in den Klamauk abgleitet, zur Analyse wenig beizutragen hat und viel zu selten auf das Stilmittel Video setzt. Aber ist es vielleicht ungerecht, Film und Oper überhaupt miteinander in Verbindung zu bringen? Ich meine nein, wenn die Oper unter diesen Voraussetzungen entstanden ist. Das Scheitern der optischen und inhaltlichen Umsetzung ist umso trauriger, als sich die Musik von Neuwirth über das Original hinaus zu einem eigenständigen, faszinierenden Werk erhebt, das sowohl als Film-, als auch als symphonische Musik Gültigkeit hat. Die Komponistin, nicht umsonst eine der gefragesten unserer Zeit, setzt ebenso auf Computerklänge wie auf Sakralmusik, formt aufregende musikalische Gebilde, beweist Humor, wenn sie das exzellente Klangforum Wien (unter Johannes Kalitzke) so klingen lässt, wie Tom Waits singt. Es gibt drängende Chromatik neben Atonalität, melodische Passagen neben flirrender Horror-Atmosphäre. Und dazwischen lässt Neuwirth die Musiker fauchen und zischen. Eine kluge Arbeit, die die Bildsprache umso banaler macht.

BESETZUNG Gespielt wird gut, etwa von Vincent Crowly (Fred). Gesungen wird wenig, aber ebenso gut: von Georg Nigl (Pete), Constance Hauman (Renee/Alice), Andrew Watts (Mystery Man) und von David Moss (Mr. Eddy), jenem Stimmakrobaten, der bei der Salzburger Skandal-„Fledermaus“ als Prinz Orlofsky zu hören gewesen war.
Viel Applaus. Schade, dass es keine Neuwirth-Version fürs Kino gibt. Oder zumindest eine andere Regie.

Gert Korentschnig

erschienen in:
Kurier, 3.11.2003   http://www.kurier.at