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Radikale Beleuchtung des Dunklen
"Das Theater der Wiederholungen" in der Grazer List-Halle: Die Präsentation neuer Formen des Musiktheaters zieht sich als roter Faden durch den "steirischen herbst". Nach Sciarrinos "Macbeth" und Furrers "Begehren" im vorigen Festival findet die experimentelle Oper nun in Bernhard Langs "Theater der Wiederholungen" ihre bislang radikalste Ausprägung.


Bernhard Langs "Theater der Wiederholungen" gliedert sich in drei Teile, die unterschiedliche Quellen verarbeiten. Die widerwärtigen Macht-Obsessionen de Sades, die Waffen- und Gewaltphantasien der zwielichtigen Literaturgestalt William S.Burroughs und Protokolle der Nürnberger NS-Prozesse subsumiert er zu einem Theater der Grausamkeit. Unter dem Eindruck der Jugoslawien-Kriege entstanden, entwirft das Stück ein düsteres Bild der Zivilisation, verweist auf die dunkle Seite der Aufklärung und politisch-gesellschaftlicher Utopien.

Langs Musiktheater arbeitet nicht mit Voyeurismus oder Pseudo-Realität. "Bilder vom Jugoslawienkrieg oder aus den Konzentrationslagern würden mir in einer szenischen Produktion Brechreiz verursachen", gesteht der Komponist. Gemeinsam mit Regisseur Xavier Le Roy beschreitet er den Weg totaler Ästhetisierung. Herkömmliche "Bühnenrealität" wird dekonsturiert, Musiker und Sänger tragen rosa Hemden, dunkle Anzüge und schlecht sitzende blonde Perücken. Die Subjekte lösen sich in dieser Entindividualisierung und einem Spiel mit Doppelgängern und Synchronisierungen auf. Mit eigenwilligen Rhythmisierungen und ruckartigen Bewegungen (ganz wie in einem Werk des Avantgardefilmers Martin Arnold) setzt Le Roys Inszenierung Langs Musik kongruent und konsequent um. Lang formiert aus der Idee der Wiederholung eine Musiksprache von beträchtlicher Komplexität. Hier gibt es keine öden Repetitionsorgien wie in der Minimal Music, sondern ein variantenreiches Spiel mit dem Phänomen des Wiederkehrenden.

Die Sänger erfüllen die hohen Ansprüche der Partitur mit bewundernswertem Einsatz, das Klangforum Wien unter Johannes Kalitzke agiert und spielt brillant. Die Interpreten sind ein Glücksfall für die Produktion und sorgen dafür, dass man die schwierige, beunruhigende Thematik mit großem ästhetischen Vergnügen erleben kann. Aber dieser Widerspruch ist nur eine weitere faszinierende Facette, die dieses dialektische Musiktheater der Wiederholungen aufzuwerfen vermag.

Martin Gasser

erschienen in:
Kronen Zeitung, 06. 10. 2003