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Die Faszination verwirrender Klänge
Der "steirische herbst" lebt! Ungeachtet seiner akuten finanziellen Probleme gelang ihm mit der Uraufführung von Olga Neuwirths "Lost Highway" ein ganz großer Wurf.


Lang anhaltender Jubel beendete eine überwältigende Premiere: Die Uraufführung des "Lost Highway" von Olga Neuwirth geht als Ruhmesblatt in die Geschichte des "steirischen herbstes" ein, der sich für das kommende Jahr bereits die Weltpremiere des nächsten großen Werkes der steirischen Komponistin gesichert hat.
Rätselhafter Streifen. Der "Lost Highway" basiert auf dem 1997 in die Kinos gebrachten gleichnamigen Film von David Lynch. Einem rätselhaften Streifen, der bei keiner Deutung alle Geheimnisse preisgibt. Am plausibelsten kann er wohl als Geschichte eines Mörders gesehen werden, der an akuter Schizophrenie leidet.
Schizophren. Indem Lynch die Perspektive der verschiedenen Persönlichkeiten seines Protagonisten übernimmt, löst er die Grenzen zwischen Wahn und Realität auf, erhebt er sich über Raum und Zeit, um ein labyrinthisches Verwirrspiel um Sex, Gewalt und Obsessionen zu entfesseln.
Vokalakrobatik. Den surrealen Horrortrip von 135 auf neunzig Minuten verkürzend, folgt das Musiktheater dem Drehbuch von Lynch und Barry Gifford bis hin zum Wortlaut ziemlich genau. Allerdings haben die Autorin Elfriede Jelinek und Olga Neuwirth bei der Umwandlung zum Libretto zwei gewichtige Änderungen vorgenommen. Der Pornoproduzent Eddy (mit phänomenaler Vokalakrobatik: David Moss) rastet nicht wegen eines ihn überholenden Autos, sondern wegen eines Rauchers in der Autowerkstatt aus.
Trompete. Und der Jazzmusiker Fred Madison, von dessen Phantasmagorien der "Lost Highway" handelt, spielt nicht Saxophon, sondern Trompete - jenes Instrument, dem sich Olga Neuwirth intensiv gewidmet hatte, bis ein Unfall ihrer Karriere als Instrumentalistin ein frühes Ende bereitete. Halbdunkel. Jetzt nützt sie die Gelegenheit, um der Trompete mit einem unglaublich bravourösen Solo (Franz Hautzinger) zu huldigen. Nicht nur hier gelingen ihr mit Vierteltönen verblüffende Klangwirkungen. Neuwirths komplexe Partitur vereint mehrere Elemente zu einem überwältigenden Ganzen, um Normalität ins Grauen kippen zu lassen und das Halbdunkel des Wahnsinns auszuleuchten.
Souverän. Ein Instrumentalensemble, das bravouröse Wiener Klangforum unter der souveränen Leitung von Johannes Kalitzke, sorgt für eine faszinierend weit aufgefächerte Klangpalette zwischen sinnlicher Schönheit, düsterer Bedrohlichkeit, albtraumhafter Unsicherheit und scharfem Schmerz. Dazu kommen verwirrende Einspielungen und eine raffinierte Live-Elektronik, die immer wieder das Publikum miteinbezieht, die Klänge verändert und die Zeit umkehrt. Extreme Vokallinien. Gesang benützt Neuwirth nur im Mittelteil, in dem sich Fred in seiner Fantasie in Pete verwandelt. Ihre extremen Vokallinien befinden sich bei der Sopranistin Constance Haumann, den Countertenören Andrew Watts und Kai Wessel sowie dem Bariton Georg Nigl in optimalen Kehlen.
Nicht Lynchs Bilder, sondern deren Atmosphäre übernehmend, erzählt Regisseur Joachim Schlömer mit kurzen Sequenzen prägnant die kryptische Handlung, die unzweifelhaft in menschliche Abgründe führt.

Ernst Naredi-Rainer

erschienen in:
Kleine Zeitung, 3.11.2003   http://www.kleinezeitung.at