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Verwirrende Welt der Mehrdeutigkeiten
Großen Jubel erntete die Komponistin Olga Neuwirth am Freitagabend nach der Uraufführung des musikdramatischen Werks "Lost Highway". Das Libretto zu dieser Oper nach David Lynchs Spielfilm schrieb sie mit Elfriede Jelinek. Neuwirth setzte die Spannung des Films in aufregende Musik um.



Schon immer haben Komponisten für ihre musikdramatischen Werke die großen Theaterstücke und Romane ihrer Zeit für die Opernbühne adaptiert. Mozart vertonte Beaumarchais, Puccini Henri Murgers "Boheme". Nun hat sich Olga Neuwirth einer Zelluloid-Vorlage bedient.

Von David Lynchs Film "Lost Highway" geht eine magische Anziehungskraft aus. Eine Kraft, die sich aus dem Unerklärlichen speist. Denn zu verstehen oder aufzuklären gibt es hier nichts. Gerade im unauflösbar gleichzeitigen und schizophrenen Nebeneinander von Handlungen und Personen erweist sich das Werk als eine Konstruktion nach den Regeln der Kunst.

Jelinek schrieb Libretto

Gemeinsam mit Elfriede Jelinek hat die Komponistin Olga Neuwirth ein Libretto aus dem anti-konventionellen Thriller gemacht. Fred wird für den Mord an seiner Frau Renee zum Tod verurteilt. Doch von einem Tag auf den anderen sitzt nicht mehr Fred, sondern Pete Dayton in der Todeszelle. Pete wird entlassen. Das Verwirrspiel geht weiter, denn Pete trifft Alice - und die sieht aus wie die getötete Renee...

Das Handlungsgewirr wird nicht aufgelöst und darin sahen Neuwirth und Jelinek zurecht die Qualität der Vorlage. Zeitschleifen, der voyeuristische Blick, die komplette Auflösung einer fortschreitenden Handlung - all diese Elemente hat Neuwirth in eine spannungsreiche Musik umgesetzt.

Live-Elektronik

Der Verwendung von Live-Elektronik kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Gegenüber Neuwirths Oper Bählamms Fest hat die Komponistin die Manipulation von akustischer Musik weiter verfeinert. Die Ränder der zwei Klangwelten scheinen übergangslos verschmolzen. Neuwirths sehr persönliche Musiksprache ist dabei offen für Einflüsse, ohne eklektisch zu werden: Amerikanische Musik-Stile von House über Jazz bis Country (sogar Lou-Reed-Samples aus der Original-Tonspur des Films) sind in dem Musikstrom zu erkennen, der eine große Sogwirkung entwickelt.

Stimmen manipuliert

Auch die Stimmen werden technisch manipuliert. Bei einem Sujet wie diesem, das seelische Zustände an den Grenzen zum Wahnsinn zeigt, führt dies zu eindrucksvollen Ergebnissen. Dass die Darsteller erst dann zu singen beginnen, wenn die innere Spannung normales Sprechen nicht mehr erlaubt, macht die Musiktheater-Konstruktion besonders überzeugender. Die kompositorischen Mittel reichen dabei vom mehrstimmigen Madrigal-Satz bis zur obertonreichen Klangmanipulation.

Dem Klangforum Wien unter Johannes Kalitzke gelang eine hohe Standards setzende Interpretation, an der sich weitere Aufführungen messen werden müssen. Eindrucksvoll Constance Hauman als Renee/Alice, ebenso überzeugend das Paar Pete (Georg Nigl) und Fred (Vincent Crowly). Starken Eindruck machte David Moss' Interpretation des brutalen "Mr. Eddy".

Unstimmigkeiten mit Regisseur

Bei der szenischen Realisation war es Neuwirths Ziel, nicht in Repräsentation zu verfallen - also ein Drittes zu schaffen und nicht den Film nachzuerzählen. Dass gerade dies der Regisseur Joachim Schlömer tat, sorgte schon im Vorfeld für Unstimmigkeiten. Denn Neuwirth wollte das reale Bühnengeschehen durch großformatige Video-Projektionen überhöhen.

Die kahle, schwarz gehaltene Bühne von Jens Kilian erinnert stark an die slicken, stylischen Räume der Filmvorlage. Schnelle Wechsel der Szenerie werden durch variantenreiches Licht-Design und niedrige Wägelchen erreicht, auf denen die Protagonisten liegend unter Bühnenelementen hervorschießen. Die Umsetzung der Filmvorlage gelingt durchaus effektvoll und ist souverän inszeniert. Der Handlung mit all ihren Brüchen wird man aber nur mit Kenntnis des Films folgen können.

Rainer Elstner

erschienen in:
ORF ON Kultur, 03.11.2003