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Programm
 

Die Zukunft der Stadt ist, dass sie überall ist. Was sind die Entwicklungsmöglichkeiten der Agglomerationen mit ihren Kernstädten in Europa?
Die Agglomerationsfrage
Die mitteleuropäischen Agglomerationen, wo heute über 70% der Menschen leben, haben ihre Infrastruktur den Kernstädten angeglichen, so dass die Suburbanisierung in eine Urbanisierung übergegangen ist. Dazu gehören telekommunikative Vernetzungen, welche zahlreiche Funktionen und Arbeitsformen standortunabhängig gemacht haben. Es hat sich eine instabile, grossräumliche Stadtkonstellation gebildet, die den globalen, oft kurzlebigen Märkten mehr entspricht als die alten Kernstädte. Die Dynamik dieser ‚hot spots’ bedeutet, dass Urbanität überall entstehen und verschwinden kann.
Diese Entwicklung ist in ihren Folgen komplex und zwiespältig. Einerseits bietet sie die Chance, die Agglomeration als eine besondere, neue Form von Urbanität zu begreifen und zu entwickeln - als ein grenzenloses Feld, das gegenüber der Kernstadt erweiterte Spielräume bieten kann: für Provisorisches, Ungeplantes, Hybridlandschaften, Orte ohne Adressen, Nicht-Vorgedeutetes, autorenlose Architektur und vieles mehr.
Andererseits stellt sich die bisherige Entwicklung selbst in Frage, da die Agglomerationen an ihre eigenen ökonomischen und finanzpolitischen Grenzen stossen. Denn die traditionellen Streusiedlungen, ihre Infrastrukturen, Strassennetze und flächendeckende Versorgungssysteme (Wasser, Kanalisation, Energie) sind nicht nur ineffizient – die Folgekosten durch Zersiedlung sind für die heutige und wohl auch zukünftige Wirtschaft mit schwachem oder keinem Wachstum unbezahlbar geworden. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die aktuelle Form der Urbanisierung (und der entsprechenden Lebensweisen) nicht an Attraktion verliert.

Die Kernstadtfrage
Durch die infrastrukturelle Aufwertung der Agglomeration ist den Kernstädten eine übermächtige Standortkonkurrenz erwachsen - zuerst als Wohnort, nun auch als Arbeitsort mit urbaner Infrastruktur.
Die Kernstädte leiden unter einem wirtschaftlichen und politischen Machtverlust. Dabei schwinden auch die sozialen Integrationsfunktionen, so dass sich die urbane Kultur zunehmend ausdünnt.
Ein Kernproblem mitteleuropäischer Städte besteht darin, dass die Stadtbürger eine Minderheit geworden sind. Die Stadtkunden, die vom Umland kommen, sind eine deutliche Mehrheit, so dass ihre (vorwiegend mittelständischen) Bedürfnisse und ihr Konsum die „Macht“ übernommen haben. Dabei entstehen Gegensätze zwischen den Ansprüchen an eine Event-City und den Bedürfnissen an ein urbanes Alltagsleben. Was für Stadtkunden ein Erlebnisraum ist, kann für den Stadtbürger zum erlittenen Raum werden. Die Interessenkonflikte erzwingen die Frage: wem gehört die Stadt?
Ein Rückblick auf die letzten zehn Jahre belegt, dass die meisten Städte sich den Bedürfnissen der Stadtkunden angepasst wurden, auch in architektonischer, atmosphärischer Hinsicht. Man kann gar von einer Bilderpolitik der Event-City sprechen; sie ist im Sog der new economy entstanden und oszilliert im Wesentlichen zwischen europäischen Retro-Kulissen und globalen Allerweltzeichen.
In den letzten Jahren konnte man nun feststellen, dass Städte, die sich einseitig an der Eventindustrie orientieren, keineswegs eine gesicherte Perspektive haben und dass sich ihre ökonomische Krise gar verschärfen könnte. Auch stellt sich die Frage, ob durch den sozialen Wandel (Individualisierung, wachsender Anteil älterer Menschen, Downgrading u.a.) eine Rückwanderung von der Agglomeration in die Kernstädte stattfinden wird.

Urbane Szenarien und Projekte für die nahe Zukunft
Das Symposium sucht weniger nach analytischen Ansätzen (solche wurden an anderen Kongressen mit ähnlichen Themen bereits dargestellt), sondern nach urbanen Konzepten und konkreten Projekten. Dabei sollen Überlegungen zu urbanen Alltagsszenarien der nahen Zukunft der Ausgangspunkt sein.
Das Schwergewicht wird auf die Entwicklungspotenziale der Agglomeration gelegt, insofern als sich – wie erwähnt – das Abhängigkeitsverhältnis umgekehrt hat: die Existenz der Kernstädte ist von ihrem Umland abhängig.

Freitag, 14.10. 2005
10.00 – 20.00 Uhr
Referate, Hörsaal 1, TU Graz
10h – 12h
- Ernst Hubeli, Graz / Zürich: Peripherisierung der Stadt, Verstädterung der Agglomeration?
- Heidi Pretterhofer, Dieter Spath (Arquitectos) und Kai Vöckler, Wien / Berlin: Rurbanismus oder Leben im postruralen Raum
- Floris Alkemade (OMA), Rotterdam: Ausblickender Rückblick auf Euralille, Almere etc.

14h – 18h
- Angelus Eisinger, Zürich: Bricolagen an der aktuellen "condition urbaine"
- Stefan Rettich (KARO), Leipzig: Korridore des Alltags
- Martin Schröder( Process Yellow), Berlin: Konzentrierte Zersiedlung
- Andreas Sonderegger (Pool), Zürich: Entwürfe für hybride Lebensformen
- Feld 72, Wien: Stauraum

18. 30 – 20h
- Theo Deutinger (TD*), Rotterdam: AdiAudiAldi
- Michael Zinganel, (Saisonstadt): Tourismus in schrumpfenden Städten
- Thilo Fuchs (Schizo) , Berlin: 5:23

Samstag, 15.10 2005
Mobiles Symposium mit Agglowanderung
11h Treffpunkt TU Graz Haupteingang Rechbauerstrasse
Wanderungen und Ausfahrten unterschiedlicher Bewegungsgeschwindigkeiten (Projekt "GU" Graz Umgebung). Das Lebensgefühl alltäglicher transitorischer Pendlerräume wird dabei sensibilisiert bzw. als erlebbarer Großraum entworfen. Im Format eines mobilen Symposiums gibt eine Gruppe von Theoretikern und Praktikern ihre Anweisungen für das Lesen "rurbaner" Landschaft.

Automusik und Fest in der grössten shoppingcity Österreichs
Ab 22:00
Live Auto-Musik am Parkplatz der Shoppingcity Seiersberg. DJ´s: Fritz Ostermayer, Thomas Edlinger

Biografien
Theo Deutinger (*1971) ist Architekt. Architekturbüro td* in Rotterdam. Unterrichtet am Berlage Institut.
Thilo Fuchs (*)
Heidi Pretterhofer (*1970) und Dieter Spath (*1969) betreiben das Wiener Planungsbüro Arquitectos ZT KEG. Beide unterrichten an der Akademie der Bildenden Künste Wien.
Stefan Rettich (*1968) ist Architekt und Stadtplaner. Zusammen mit Antje Heuer and Bert Hafermalz betreibt er in Leipzig das Architekturbüro KARO und ist Gründungsmitglied von L21 und AC Hottich. Lehrt er an der Universität Leipzig.
Angelus Eisinger, Prof. Dr. habil, 1964 Städtebau- und Planungshistoriker, beschäftigt sich mit interdisziplinären und kulturwissenschaftlichen Aspekten der Architektur-, Stadt- und Raumentwicklung. Initiator der transdisziplinären Plattform «Perimeter Stadt». Jüngste Publikation: Die Stadt der Architekten. Anatomie einer Selbstdemontage, Bauwelt Fundamente, Basel, Berlin, Boston 2005
Andreas Sonderegger, dipl. Arch. ETH, pool Architekten 1998 Mitbegründer von pool Architekten, Zürich. Einen der Schwerpunkte in der Tätigkeit von pool bilden die in interdisziplinärer Teamarbeit entstandenen städtebaulich-planerischen Projekte. Seit 2001 Dozent für Entwurf an der Hochschule Liechtenstein
Michael Zinganel
Team Saisonstadt: Michael Zinganel, Kulturwissenschafter, Architekturtheoretiker, Künstler und Kurator, Wien/Graz; Hans-Hermann Albers, Architekt und Urbanist, Graz; Marusa Sagadin und Michael Hieslmair, ArchitektInnen und KünstlerInnen, Wien/Graz
feld72
Architektur und urbane Strategien. Kollektiv mit Sitz in wien. www.feld72.at
OMA PARTNER Rem Koolhass Gründer von OMA/AMO
Floris Alkemade joined OMA in 1989, where he works since 1996 as a project director for architecture and urban planning. He is now one of the directors of the office. As project architect and project leader he worked in the early nineties on the Euralille masterplan, a 70-hectare business and civic center in northern France hosting the European hub for high-speed trains. Since 1994 he leads the master plan project for the City Center of Almere, currently under construction.
Martin Schröder/Oliver Bormann
Martin Schröder, * 1968 Stadtplaner,Oliver Bormann, * 1968, Architekt sind Teilhaber von process yellow Architekten und Stadtplaner, Berlin und wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrgebiet Städtebau der Tu Hamburg Harburg. 2003 bis 2005 Mitglieder im Ladenburger Kolleg zur Zwischenstadt