herbst 05
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Ein ebenso komplex wie raffiniert angelegtes Netzwerk formaler Zitate und inhaltlicher Referenzen verknüpft die sieben Akte der Stadtoper zu einem Ganzen, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Hellhörig und hellsichtig machend, wird dabei auf jene elementaren Bausteine reflektiert, die die Oper als Kunstform insgesamt konstituieren. Die autonomen und voneinander unabhängigen, zugleich konkret aufeinander bezogenen Akte formieren sich zu einem ästhetischen Reigen rund um den Themenkreis Opera / Werke. Subtil und nachhaltig vollzieht sich dabei eine vollkommene Umwertung aller Werte. Der Gesang im ESC hat nur vermittelt mit dem Phänomen vokaler Expression zu tun, ist vielmehr eine umfassende akustische Bestandsaufnahme des Phänomens Stadt, ein enzyklopädischer Stadt-Klang-Katalog, eine urbane Hörbibliothek mit 36 CDs von jeweils 60 Minuten. Einzelne dieser Klangmodule flankieren und umfassen als Zuspielung die Uraufführung des 2. Akts mit dem recreation-Klangkörper in der Helmut-List-Halle: Das Orchester – ein Stück in 10 Tableaus und 11 Intermezzi. Das Libretto von Yoko Tawada ist ein für sich allein stehendes Buch, als purer Leseakt konzipiert, ein Text / Buch also, das weder vertont noch gesungen wird. Die Handlung ereignet sich im Opernhaus Graz, doch verhandelt wird die Dialektik von absoluter Stille und dem weißen Rauschen zwischen Zeit- und Zimmerflucht. Eine Klanginstallation als Rondo im Viertelstundentakt für jeweils 6 Besucher mit "Happy New Ears". Die Kulisse ist geplant als große Intervention im zentralen öffentlichen Raum, als visuelle Schneise durch das gewohnte optische Dickicht der Stadt, um Herkömmliches an Bewusstseinsform und Wahrnehmung aufzuheben. Die Bestuhlung ist ein mobiler Korso mit 36 Stühlen, an verschiedenen Orten der Stadt aufgeschlagen zwecks möglicher Metamorphosen zwischen Öffentlichkeit und Erfahrung. Das Publikum als letzter Akt in der Helmut-List-Halle mit dem Ensemble Zeitfluss Graz ist eine ästhetische Parallelaktion von Musik und Film unter dem Signum der "Utopie Kunst”. Es geht Peter Ablinger und Edgar Honetschläger in Das Publikum / The Audience um eine komplementäre Horizont-Erweiterung – für das innovative Erlebnis Kino, in Allianz mit der Klangrede einer authentischen Jetztzeit-Musik. Nicht zuletzt hier wird die ästhetische Toposforschung der Stadtoper Graz zur konzentrierten Bereicherung unseres "sinnlichen Bewusstseins”.
Peter Ablingers Opera / Werke – Stadtoper Graz ist als Gesamtprojekt vorstellbar – als ein eigenes Festival.


1. Akt
Der Gesang

Ort ESC im labor
Eröffnung 1. 10. 2005, 16 Uhr
Dauer 2. – 23. 10. 2005, Di – So 10 – 18 Uhr

Ein akustischer Stadtplan von Graz, ein Katalog von Stadtklängen und -geräuschen wird zur universalen Phonothek und gleichzeitig Ausgangspunkt für elektronische Zuspielungen der Akte II und VII.
Diese fixe Installation ist über 20 Tage im ESC live wahrnehmbar.

2. Akt
Das Orchester

Ort Helmut-List-Halle
Termine 14. und 21. 10. 2005, jeweils 20 Uhr

Eine Raumklang-Komposition, ein Konzert für 60 InstrumentalistInnen, Soli und Elektronik – eine Phonographie mit dem recreation Orchester Graz unter der musikalischen Leitung von Sian Edwards. Als elementare Klangbausteine für die kompositorische Gesamtarchitektur werden bestimmte Sequenzen des Stadtklangarchivs (als Topoi urbaner Klanglandschaften) zur stereophonen Umfassung des Orchesters. Als Klangbilderfolgen einer besonderen musikalischen topographischen Landvermessung der Stadt.

3. Akt
Das Libretto

Ort ESC im labor
Termin 1. – 23. 10. 2005, Di – So 10 – 18 Uhr

Das eigenständige Buch zur Oper. Autorin ist die in Hamburg lebende Japanerin Yoko Tawada.

"An der Mur
Trockne Nachtluft war es / die meine Mutter aus dem Hotelbett jagte / Kein Mond über dem Schlossberg / In ihrem Traum war sie zu Hause in Tokyo / wollte in die Küche gehen / und den Kühlschrank öffnen / da öffnete sich die Mur / mit tiefschwarzen Haaren / Meine Mutter sprang hinein / sie fiel senkrecht in die Tiefe / in die Hölle."

4. Akt
Die Handlung

Ort Opernhaus Graz
Termine 15. 10. 2005, 11 – 18 Uhr, 22. 10. 2005, 11 – 14 Uhr

Ein subtiles Hör- und Wahrnehmungserlebnis zwischen dem weißen Rauschen und der erfüllenden Stille des Nichts. Die Opernbühne verwandelt sich in einen weißen Raum zwischen Zeit- und Zimmerflucht für jeweils ca. 10 Minuten, für jeweils 6 BesucherInnen. Peter Ablinger formuliert folgende Devise: "Ein das Hören transzendierendes Hören”.

5. Akt
Die Kulisse

Ort Kunstverein Medienturm, Josefigasse 1
Termin 1. – 23. 10. 2005

Großformatige innerstädtische Installation. Etablierung einer Stadtkulisse im öffentlichen Raum unter freiem Himmel. Ein Plain-Air-Emblem – weithin sichtbares Zeichen der Verführung zur Stadtoper. Ein öffentliches Zeichen für Opera / Werke – jede/r ist willkommen.

6. Akt
Die Bestuhlung

Orte verschiedene Hör- und Schauplätze, siehe www.steirischerbst.at
Termine 1. – 23. 10. 2005, Di – So 11 – 18 Uhr
Eine Stadtinstallation mit mobilem Mobiliar an bekannten und unbekannten, an zentralen und geheimnisvollen Plätzen und Orten.

7. Akt
Das Publikum

Ort Helmut-List-Halle
Termine 15. und 22. 10. 2005, jeweils 20 Uhr

Der simultan auf zwei Leinwände projizierte Film The Audience von Edgar Honetschläger eröffnet spezifisch neue Stadtbilder für Graz, indem gleichzeitig auf das globale Phänomen "Stadt” reflektiert wird. Peter Ablinger reagiert mit seiner Komposition für zwei Instrumental-Ensembles und Live-Elektronik auf die bewegten Bilder. Das Ergebnis der ästhetischen Parallelaktion (Ensemble Zeitfluss Graz, dirigiert von Edo Mic´ic´ und Nassir Heidarian) ist die Synthese der heute wirklich verbindlichen Bestandsaufnahme der Utopie Film und Neue Musik. Dabei sollte jede/r hellhörig, stadt- und welthellsichtig werden.

Elektronik Robert Höldrich, Thomas Musil, Winfried Ritsch, IEM Graz
Beschallungskonzept Helmut-List-Halle Johannes Egger
Bühnentechnische Leitung Hermann Schapek