Anlässlich des diesjährigen steirischen herbst beschäftigt sich der Grazer Kunstverein mit einem spezifischen Aspekt des Urbanen, dem ländlichen Umraum. Gemäß der Tradition des steirischen herbst, Spielstätten in der Region Steiermark zu etablieren, will “GU – Graz Umgebung” die Region selbst zum Thema machen. Das Projekt beschäftigt sich mit der Konstruktion eines "rurbanen"-stadtländlichen Raumes, der den Mythos von Stadt und Land als Gegensatzpaar auflöst und den bisher unscharf definierten Speckgürtel städtischer Peripherien bzw. den ländlichen zersiedelten Raum positiv über einen neuen Begriff konstruiert – "Rurbanismus". Ausgehend vom Phänomen der Stadtflucht interessieren wir uns für jene Orte, die, angrenzend an die Stadt, deren Funktionen wie Konsum- und Lebensräume immer mehr übernehmen.
Über die Konstruktion von zwei Spielorten, dem Grazer Kunstverein in der Bürgergasse 4 und einer Dublette des Grazer Kunstvereines auf dem Areal der Shoppingcity Seiersberg, werden unterschiedliche Routen in die Region angelegt. Das Projekt beschäftigt sich mit einer spezifischen Manifestation des Urbanen innerhalb des „postruralen“ Raums. Dabei wird der Begriff „Rurbanismus“ als positiver Terminus für die ästhetische Neukonstruktion eines weder städtischen noch ländlichen Lebensraumes im städtischen Umraum verwendet. Dieser Begriff löst die negativen, auf das Zentrum der Stadt bezogenen Beschreibungen eines Speckgürtels, der städtischen Peripherien und des zersiedelten Raumes auf. Nicht nur das ehemalige Land wird „rurban“, auch in seiner entleerten Funktion kann die Stadt nun „rurbal“ werden. Interessant sind jene Orte, die angrenzend an die Stadt deren Funktionen steuern und kopieren, wie Straßen und Straßenknoten, Strips, Shoppingmalls, Lager, Zer-Siedelungen oder Großraumdiscos. Im Grazer Kunstverein und einer Dublette des Kunstvereines auf dem Areal der Shoppingcity Seiersberg wird der städtische Umraum im erweiterten Sinn erörtert. Das Publikum ist eingeladen, die Bindekräfte der Regionen Graz und Graz Umgebung selbst zu erleben; über Ausstellungen, Beschallungen, Ausflüge und Vorträge in verschiedenen Formaten an fixen und transitorischen Orten.