Die Stadt ist die Kulisse und liefert das Instrumentarium. Sie ist
Hauptdarsteller, Schauplatz und Publikum. Peter Ablinger hat für den
steirischen herbst eine Stadtoper in sieben Akten komponiert und
konzipiert. Opera/Werke ein Lauschangriff auf die steirische
Hauptstadt.
Die Akte spielen an Orten in ganz Graz und mit verschiedenen Medien.
Eine Installation ist genauso dabei wie ein Orchester, eine
Hörbibliothek und ein Buch. Manche Akte machen hellhörig und -sichtig
für die Poesie des Alltäglichen, für das Besondere im
Selbstverständlichen. Einige erweisen sich als schwer zugänglich und nur
durch das Konzept getragen.
Der Gesang ist als sehr gelungener akustischer Stadtplan
konzipiert. Ablinger hat die Stadt belauscht und auf 36 CDs kleine
Porträts zusammengestellt. Die Mur-Brücken, einzelne Stadtteile und
Cafés, ein Fußballspiel des GAK, Blumen pflückende Kinder, eine
Pfarrgemeinderatswahl ˆ die Stadt klingt immer anders. In >=Das
Orchester„ reagiert der Komponist auf diese Bestandsaufnahme und schafft
eine großteils spannende Klang-Collage, in der das Orchester die
Stadtgeräusche kommentiert, imitiert oder um eine unerwartete
Grundstimmung erweitert.
Eine lohnende Miniatur ist Die Handlung im Opernhaus: Eine
Choreografie für sechs Tonbänder mit unterschiedlichem weißem Rauschen
und einem überraschenden Blick in die Stadt.
>=Das Publikum„ wirkt dagegen wie ein Fremdkörper, der etwas ratlos
zurücklässt. Der Zusammenhang zwischen den Japan- und USA-Bezügen von
Edgar Honetschlägers Film The Audience und Ablingers akustischer
Collage dazu erschließt sich nur punktuell. Konzept allein ist auch
nicht alles.
Problematisch sind auch manche der begleitenden, theorielastigen Texte:
Sie stehen einer Beschäftigung mit dem umfangreichen Projekt oft mehr im
Weg, als eine Annäherung zu erleichtern.
Wo es gelingt, ist es gerade die Schlichtheit der Akte , die überzeugt
wie bei der mobilen Bestuhlung: 36 Sessel, jeden Tag an einem anderen
Platz. Die Fassaden sind Kulisse, die Stadtgeräusche liefern die Musik.
Stadtoper ist überall. Man muss nur die Sinne schärfen und hinhören.
KURIER-Wertung: ***
INFO: Die sieben Akte sind teils tägl. bis 23.10. zu sehen.
INTERNET
www.steirischerbst.at
|