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  Kathrin Röggla eröffnete mit "Stadt ist Fiktion"
Assoziationen zum Thema Stadt


  Graz - Die junge österreichische Schriftstellerin Kathrin Röggla setzte sich Donnerstagabend bei der Eröffnung des "steirischen herbst" in Graz mit dem Motto des Festivals, "Stadt", auseinander. Dabei reichten ihre Assoziationen von der Gründung der Industriestädte im 19.Jahrhundert bis zur Auslöschung der Metropolen in Katastrophen-Filmen. Die Stadt, so Röggla, sei eine "seltsame Fiktion, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt". "Als Katastrophenfilmgängerin weiß ich jedenfalls: diese Filme sind Stadtfilme", meinte Kathrin Röggla zu Beginn ihrer Rede. Die Großstadt werde immer als "Einsatzpunkt des Untergangs" gewählt. Sie folgerte daraus, "dass Stadtgeschichte und Katastrophenfilmgeschichte einhergehen." Immer schwieriger werde daher die Suche nach der Wahrheit, nach wirklichen Bildern. Problematisch sei auch die Tatsache, "dass wir in unserer alltäglichen Großstadterfahrung mehr und mehr von Orten umgeben sind, die wir nicht mehr einordnen können, weiße Flecken auf der inneren Landkarte." Veränderungen habe es auch bei den Menschen, die in der Stadt Leben, gegeben. So habe zu Beginn des 20. Jahrhunderts der "feinsinnige Großstadtmensch" das Bild beherrscht, der aber mittlerweile abgelöst wurde "von der Doppelfigur des Touristen und illegalen Migranten".
Die europäische Stadtgeschichte sei schon immer aufgespannt gewesen zwischen Emanzipationsgeschichte und Ausschlussbewegung, zwischen Eingemeindung, Integration und Ghettoisierung, aber nun scheine es einen neuen Zusammenhang zu geben zwischen "neoliberalem Freiheitsversprechen und jenem Sicherheitsdispositiv, wie es der Theoretiker Michel Foucault Ende der 70er skizziert hatte."
Mittlerweile sei ein seltsam "fragmentiertes und segregiertes Stadtbild" entstanden, dem man in der Gegend um Marsaille ebenso begegnen könne wie in Berlin.
Das faszinierende am Sprechen über die Stadt sei, "dass sie der Ort ist, wo gesellschaftliche Verhältnisse sichtbar werden können, wo Konflikte sich zeigen und politische Fragen sich deutlicher stellen lassen", so Kathrin Röggla. (APA)

29. 09.2005

erschienen in:
Der Standard, apa, 29. 09.2005