pressespiegel
                               kontakt
                            akkreditierung
                          pressephotos
                       presseverteiler
Der Newsletter ist auf der aktuellen Webseite verfügbar.
Die Suche ist auf der aktuellen Webseite verfügbar.
english

<<  zurück

„Alles hat sich auf mich fokussiert“
Heute Abend endet die Ära Peter Oswald im „steirischen herbst“. Ein Gespräch über Erfolge, Verletzungen, Politik, Irrtümer und neue Pläne.


In Ihrem Antrittsinterview vor sechs Jahren haben Sie sich zum Abschied die Schlagzeile gewünscht: „Oswald soll bleiben!“ Nun gehen Sie aber zwei Jahre früher, warum?

PETER OSWALD: Der Entschluss fiel im Frühjahr 2004 und er hatte zwei Gründe: Erstens, die Zögerlichkeit der Politik, für die List-Halle eine Lösung zu finden. Und zweitens, dass unsere Konzepte für eine Weiterführung des Erfolges des Kulturhauptstadtjahres in diversen Laden verkamen.

Ein Beispiel?

OSWALD: Valery Gergiev wäre bereit gewesen – für ihn ganz ungewohnt –, regelmäßig Werke des 20. und 21. Jahrhunderts in Graz zu dirigieren. Das wäre als Zehn-Tage-Festival gedacht und gemessen am Erfolg seines Cerha-Projektes sicher von internationaler Strahlkraft gewesen.

Haben Sie darunter gelitten, dass die finanziellen Probleme der List-Halle Ihre künstlerischen Verdienste überschattet haben?

OSWALD: Ja schon, vor allem weil man das so wenig getrennt hat. Was die Entstehung der Halle betrifft, war ich ja nur ein „Mittäter“ und trotzdem hat sich alles auf meinen Kopf fokussiert. Ich würde das heute anders angehen und von Haus aus die Politik noch stärker einbinden.

Möglicherweise wäre die Halle dann gar nicht gebaut worden . . .

OSWALD: Möglich, aber damit wäre eine europaweit anerkannte Spielstätte für den „steirischen herbst“ verloren gewesen.

Wir haben vor einem Jahr den Vorschlag gemacht, den „herbst“ für ein Jahr auszusetzen, um den Schuldenstand zu verringern und dafür scharfe Proteste, auch von Ihnen geerntet, warum?

OSWALD: Zum einen darf man eine Marke wie den „steirischen herbst“ nicht aufs Spiel setzen, zum anderen war zu diesem Zeitpunkt das Planungsstadium weit gediehen, die Ersparnisse wären in Relation sehr gering gewesen. Na ja, vielleicht war es kein guter Vorschlag. Aber wir baten ja auch ausdrücklich um Alternativen, haben aber von niemandem welche gehört.

OSWALD: Was mich wirklich schwer getroffen hat, war die Kleine Zeitung-Schlagzeile „Der ,herbst‘ ist ein Fall für die Justiz“, zumal ich mich schon einige Tage zuvor mit der Oper geeinigt hatte und man versprochen hatte, die Klage zurückzuziehen. . .

. . . bekannt wurde dies aber erst nach unserem Bericht. Es tut uns leid, wir wollten Sie auf keinen Fall persönlich verletzen. Faktum ist, dass das „herbst“-Budget nun auf Jahre hinaus minimiert ist.

OSWALD: Veronica Kaup-Hasler bekommt gleich viel wie ich zu Beginn. Aber sie sollte um mindestens 400.000 Euro mehr bekommen. Ich hoffe, dass der neue Kulturlandesrat Einsehen hat.

Mit Kurt Flecker und Werner Miedl gibt es nun zwei Politiker, die keine prononcierten Kunst-Kenner sind, ist das gefährlich oder kann das auch befruchten?

OSWALD: Die Letzten dieser Art waren Kurt Jungwirth und Helmut Strobl, das gibt es heute nicht. Aber man sollte Herrn Flecker eine Chance geben, Herrn Miedl kenne ich nicht wirklich.

Es heißt, Sie würden sich nun ganz Ihrem Platten-Label widmen, soll man Ihnen das glauben?

OSWALD: Na ja, ich mache etwas mit Gerard Mortier in Paris und mit Gerhard Brunner in Zürich, aber zwei Drittel meiner Zeit gehören „Kairos“.

Alles Gute, dann sehen wir uns nach Ihrem ersten „Grammy“ zum nächsten Interview wieder.

Frido Hütter

erschienen in:
Kleine Zeitung, 29. 10.2005