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"Die Oper nicht als heilige Kuh wahrnehmen"
Der Oberösterreicher Peter Ablinger will mit mit seinen "Opera/Werke" die Kunstform Oper in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen.
Interview


Sie nennen Ihren Beitrag zum "steirischen herbst", zumindest im Untertitel, Oper, nämlich "Stadtoper Graz".
PETER ABLINGER: Vor 400 Jahren war es etwas geradezu Skandalöses, Leute in Kostümen mit einem gesungenen Text auftreten zu lassen. Wir haben uns in einem für mich furchtbaren Ritual des stillen Zuhörens daran gewöhnt, was auf Kosten der Wahrnehmungsmöglichkeiten der einzelnen beteiligten Künste geht. Der verwirrende Punkt, an dem ich mit meiner Arbeit ansetze, sind die räumlich weit auseinandergerissenen sieben Akte der "Stadtoper Graz". Es laufen zwar Fäden zwischen allen Teilen zusammen, zusammenfügen muss sich der Hörer das Ganze allein: beim Abhören der CDs mit den Geräuschen aus Kirchen, Restaurants und von den Brücken der Stadt (1. Akt) oder beim Lesen des Librettos (3. Akt).

Welche Idee lag Ihrem Konzept zugrunde?
ABLINGER: Es gab für mich keine einmalige Idee, was hier entstanden ist, entspricht der Art und Weise, wie ich immer arbeite, seit ich mich Komponist nennen darf. Diesmal nur in einem umfangreicheren Maßstab. .

In Ihrem Schaffen spielt die Farbe Weiß eine Rolle.
ABLINGER: Weiß bedeutet für mich die Summe aller Klänge. Der zweite Akt beginnt mit einem sehr lauten, vierminütigen weißen Rauschen, bei dem die Ersten schon den Saal verlassen werden. Die das überstehen, werden belohnt: Nach und nach schält sich die Stadt heraus. Für diesen "Das Orchester" überschriebenen Abschnitt habe ich die aufgenommenen Stadtgeräusche "abgemalt". Was ich erreichen möchte, ist der Wahrnehmungswechsel auf das Ästhetische im Lärm von Auto- und Flugzeuggeräuschen oder akustischen Ampelsignalen.

Könnten Sie sich vorstellen, eine traditionelle Oper zu komponieren?
ABLINGER: Ich könnte mir vorstellen, eine traditionelle Opernbühne zu benützen, sicher aber nicht mit traditioneller Handlung, Libretto usw., es wäre dann doch sehr anders. Schon der traditionelle Operngesang ist für mich Klang aus dem 18. oder 19. Jahrhundert, wir aber leben im 21. Ich bin kein Museum.

"Stadtoper Graz" von Peter Ablinger an verschiedenen Orten der Stadt bis 23. 10. Die zwei Hauptteile am 14. und 21. bzw. 15. und 22. 10. (20 Uhr) in der List-Halle. Karten: Tel. (0 31 6) 81 60 70.

ERNST SCHERZER

erschienen in:
Kleine Zeitung, 11.10.05