Musik-Clips gehören mit zu den wichtigsten Formaten, in denen Popkultur heute aufbereitet und konsumiert wird. Seit Beginn des kommerziellen Musikfernsehens (1981) hat der Clip einen immer wichtigeren Stellenwert innerhalb der Medien- und Freizeitökonomie, in welche die Popkultur eingebettet ist, bekommen. Dabei ist die Ausstrahlung von Musikvideos heute nicht mehr alleine auf das Fernsehen beschränkt, sondern hat über die Jahre eine ganze Reihe neuer Kanäle für sich zu erobern begonnen: von Kunstzusammenhängen über den Festivalbetrieb (Kino) und digitale Medien (DVDs) bis hin zu aktuellen Präsentations- und Tauschforen im Internet. Gleichzeitig haben sich synergetische Überlappungsbereiche zwischen Video-Clips im herkömmlichen Sinn und anderen sozialen Feldern bzw. Mediensektoren wie Werbung, Sport, Computerspiel- und Freizeitindustrie gebildet.
Im Programmteil »Clip-Kultur« soll diesen Übergangsbereichen und Kanal-Erweiterungen nachgegangen werden. Zum einen soll dies anhand ganz spezifisch platzierter Auswahlprogramme erfolgen. Orte wie das Fußballstadion, das Kino, die Pädagogische Akademie sollen den Rahmen abstecken, innerhalb dessen 25 Jahre Clip-Geschichte auf ihre soziale Wirkmacht und ihre infrakulturellen Anbindungen hin untersucht wird. Durch den Zuschnitt der einzelnen Programme auf den sie kontextualisierenden Ort soll zudem ersichtlich werden, inwiefern die Clip-Produktion immer schon auf die sie umgebenden gesellschaftsrelevanten Felder reagiert hat bzw. diese in komprimierte popkulturelle Ausdrucksformen rückübersetzt hat. Keine bloße Widerspiegelung von Werbung, Sport und Freizeit findet hier statt; vielmehr werden alle diese Bereiche durch die audiovisuellen Verfahren der Clips selbst ständig mit artikuliert.
Die zweite Präsentationsfläche für den Querschnitt durch zweieinhalb Jahrzehnte Musik-Clips soll die Kinoleinwand selbst sein. Als ursprünglich filmischem (und zumeist auch auf Film gedrehtem) Format soll dem Musik-Clip hier zu optimalen Vorführ- und Betrachtungsbedingungen verholfen werden. Dabei wird in einem historisch angelegten und einem aktuellen Querschnittprogramm die kreative und stilistische Bandbreite auszuloten versucht. War das Musikvideo von Anbeginn an ein weites Experimentierfeld, das sich erst durch die Vorgaben kommerzieller Fernsehanstalten zu einem Mainstream-Format verengte, so weist der historische wie aktuelle Befund in die entgegen gesetzte Richtung: Nicht nur ist die Vielzahl künstlerisch avancierter Ansätze unübersehbar, auch der gemeinsame Resonanzraum, was soziale und kulturelle Veränderungen betrifft, findet im Musik-Clip eine seiner originärsten Ausdrucksformen.

Musik-Clips permanent 9. Okt. – 7. Nov. 2004

Informationsbereich CLIPS AUS DEM OFF zur Rezeption des Genres Musik-Clips anhand exemplarischer Übersichts- und Ausstellungspublikationen sowie einer Auswahl aktueller alternativer Produktionsgemeinschaften und Präsentationsforen



Programm Schwerpunkt Musik-Clips


22. Okt. 2004


16 – 18 Uhr: ÖKONOMIEN, STRATEGIEN UND ÖFFENTLICHKEITEN (Symposium)

16.30 Uhr: CLIPPRODUKTION IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN KUNST UND KOMMERZ
Olaf Karnik (Autor und Musikkritiker, Köln)

17.15 Uhr: WO DER HASE SCHLÄFT -- MUSIK-CLIPS ALS PROTOTYPISCHES MEDIUM DER ALLTAGS- UND FREIZEITKULTUR
Christian Höller (Autor und Kritiker, Wien; Kurator Filmprog.)


18 -- 21 Uhr: Filmprogramm

18 Uhr: BREAKING FREE -- FRÜHE POP-FILME (1960-75)
Bruce Conner/Ray Charles (1961), Jud Yalkut/The Beatles (1966), D. A. Pennebaker/Bob Dylan (1967), M. Jon Rubin (1967-69), Bruce Conner/Ed Cobb/Toni Basil (1966), Gunvor Nelson/Pat Gleeson (1972), Karpo Godina (1971), Pat O’Neill/T. Rex (1972)

19.30 Uhr: BREAKING THROUGH -- PROTO-MTV-CLIPS UND FRÜHE MUSIKVIDEOS (1975-85)
Gerald Casale & Chuck Statler/Devo (1976), Bruce Conner/Devo (1978), Graeme Whifler/The Residents (1978), Dara Birnbaum/ Rhys Chatham (1980), Paul Dougherty & Walter Robinson/Suicide (1978), Bruce Conner/Brian Eno, David Byrne (1982), Godley & Crème/Herbie Hancock (1983), Zbigniew Rybczynski (1984), Jean-Baptiste Mondino/Madonna (1986)


BARBETRIEB OPEN END!



23. Okt. 2004


14 – 18 Uhr: ÖKONOMIEN, STRATEGIEN UND ÖFFENTLICHKEITEN (Symposium)*

14 Uhr: MTVIVA KILLED THE VIDEO STAR – ein Medium im Schaulauf zwischen künstlerischer Kür und ökonomischer Pflicht
Walter Gröbchen (Verleger und A&R Consultant, Wien/Berlin)

14.45 Uhr: CIAO VIVA, HALLO DVD -- Perspektiven für Musik-Clips
Klemens Wiese (Marketing Manager, Mute Tonträger, Berlin)

16.00 Uhr: AUTONOME PRODUKTIONSMETHODEN IM MUSIK-CLIP-BUSINESS
Deborah Schamoni (Regisseurin und Produzentin, SMOZCEK POLICZEK Film- und Videoherstellung, Berlin)

16.45 Uhr: KEIN RAUM FÜR PROJEKTIONEN
Georg Graw/Ursula Böckler (RegisseurIn, DVD-Label, Raum für Projektion, Köln)


18 -- 21 Uhr: Filmprogramm

18 Uhr: GOING NOWHERE - ORTSUCHE UND KÖRPERFORMATIERUNG IM POP-FILM NACH 1988
James Herbert/R.E.M. (1988), Sadie Benning/Come (1995), Jem Cohen/Sparklehorse (2001), Mike Mills/Air (1998), W.I.Z./ Flowered Up (1992), Steve Hanft/Beck (1994)

19.30 Uhr: OVER THE EDGE - ORTSUCHE UND KÖRPERFORMATIERUNG IN AKTUELLEN CLIPS SEIT 1998
Roman Coppola/Phoenix (2002), Deborah Schamoni & Ulli Lindemann/Die Goldenen Zitronen (1998), Jonas Odell/Franz Ferdinand (2003), Shynola/Radiohead (2001), Graw Böckler / Ulf Lohmann (2002), Sandeep Mehta/Thomas Brinkmann (2003), Traktor/Fatboy Slim (2001), Michel Gondry/Steriogram (2004), Anna Berger & Michel Klöfkorn/Sensorama (2001), Garth Jennings/Beck (2002)

21 Uhr: KONZERT
Michael Posch, Robert Lepenik/Helmut Kaplan, REAS von tonto (Graz)
Visuals des Studiengangs für Informationsdesign der FH Joanneum (Graz)