Die Märchenmotive aufgreifenden Dramolette Elfriede Jelineks umkreisen auf höchst raffinierte Weise die Themen Wahrheit, Politik und Kunst. Gleich im ersten Teil – einer Paraphrase auf Schneewittchen – geht es ums Ganze: Das Mädchen und der Tod philosophieren über das Wahre, Gute und Schöne, auf das man sich in der Kunst immer wieder beruft, um sofort bei gegenteiligen Beweisen in Berufung zu gehen. Im zweiten Teil knüpft die Autorin an das Dornröschen-Motiv an, um einen metaphorischen Blick auf unsere Gesellschaft, auf Österreich, zu werfen. Unverkennbar geht es hier nämlich auch um das „kleine, dicke, hübsche, harmlose Land, das vom Prinzen Haider wachgeküsst wird“ (Jelinek). Im dritten Dramolett schließlich – das Helmina von Chezys Stück Rosamunde paraphrasiert, für das Franz Schubert 1823 die Bühnenmusik geschrieben hat – versucht Elfriede Jelinek ihre Existenz als Schriftstellerin zu fassen. Es verhandelt nicht zuletzt auch die Unmöglichkeit, mit künstlerischen Mitteln angemessen auf die gesellschaftlichen und politischen Zumutungen zu reagieren und schließt somit mit autobiographischen Reflexionen den Kreis der zuvor allgemein diskutierten Themen: Wahrheit, Politik und Kunst.
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