Die Ausstellung Natur/Geschichte zeigt Arbeiten, in denen Natur als ein von historischen und zivilisatorischen Einflüssen und Rahmenbedingungen mitbestimmter Bereich und Begriff fassbar wird. In der Gegenüberstellung von zeitloser Natur und zeitgebundener Geschichte spiegelt sich (Zeit)Geschichte ebenso wider wie umgekehrt im Versuch, die Durchsetzung gesellschaftlicher Interessen mit Natur als evolutionärem Geschehen zu vergleichen und zu rechtfertigen. Diese gleichermaßen undifferenzierten Erklärungsmodelle der Polarisierung bzw. der Harmonisierung von Natur und Geschichte unterliegen in der Ausstellung einer kritischen Betrachtung und Revision. In unterschiedlichen dokumentarischen und kartografischen Erfassungen und Aneignungen von Landschaft seit der Land Art zeigt sich neben der Bedeutung historischer Notationssysteme für das Naturverständnis auch die Dialektik zwischen landschaftlicher Peripherie und urbanen Zentren. Die Sicht und Bewertung von Natur erweist sich dabei als zivilisationsbedingtes Faktum. So kann sich der künstlerische Transfer von randständigen Pflanzen in städtische Zentren beispielhaft auf gesellschaftliche Migrationsbewegungen beziehen. Motive städtischer Kultur tauchen als Einsprengsel in Landschaftsbildern und -fotografien auf und erweisen die bloße Scheinhaftigkeit unberührter Idyllen. Andererseits relativieren sich angesichts der Beharrlichkeit natürlicher Prozesse von Wachstum und Verfall zivilisatorische Errungenschaften und damit einhergehende historische Allmachtsansprüche als vorläufig und vergänglich.

KünstlerInnen: Bustamente, Frantisek Lesák, Candida Höfer, Alfredo Jaar, Johanna Kandl, Anselm Kiefer, Dennis Oppenheim, Anne Schneider, Robert Smithson, Ingeborg Strobl, Lois Weinberger