Wolf Haas ist der Popstar unter den jüngeren österreichischen AutorInnen. Brennermania im steirischen herbst nähert sich im Brauhaus Puntigam in Graz der Erfolgsgeschichte der Brenner-Krimis von zwei Seiten: zum einen über die Reflexion der Krimis durch LiteraturwissenschafterInnen, KritikerInnen, LektorInnen und Filmschaffende; zum anderen kann man in moderierten Busreisen, in einer langen Nacht des Haas-Krimis und bei einer Lesung von Wolf Haas selbst in die Welt des Simon Brenner eintauchen. Die Krimis von Haas lassen sich, so der Germanist Moritz Baßler, der am Samstag zu Wort kommen wird, „wie es für die Gattung gehört, durchaus auch rasch konsumieren, ohne dabei jedoch die Barthes’sche Lust am Text von vornherein auszuschließen.” Als weitere ReferentInnen beschäftigen sich mit der Haas’schen Doppelbödigkeit: Franz Schuh, Astrid Poier-Bernhard, Martin Ross, Wolfram Hämmerling sowie Claus Philipp. Lokalkolorit mal angewandte Sprachkritik – auf diese Formel kann man die Popularität der Krimis von Wolf Haas bringen. Die literaturwissenschaftliche Ausbildung des Autors ist ebenso wie seine beruflichen Erfahrungen als Werbetexter in seinen Texten nachzuweisen. Auch das Aufwachsen in der österreichischen Provinz hat markante Spuren in den Krimis von Wolf Haas hinterlassen. In den Vorträgen am Freitag und Samstag werden die erzählerischen, sprachspielerischen und Dings-Aspekte dieser einflussreichen literarischen Arbeiten betrachtet.
Auf der affirmativen Seite von Brennermania hat man Gelegenheit, Haas-Krimitexte und deren Bearbeitungen in einer „Langen Nacht des Haas-Krimis” verdichtet am Stück zu konsumieren: In einer dramaturgischen Umsetzung von „Silentium”, den Hörspielversionen von „Auferstehung der Toten“ und „Der Knochenmann“, einer Vorführung des Films „Komm süßer Tod” von Wolfgang Murnberger und der Lesung weiterer Texte durch SchauspielerInnen des Theaters im Bahnhof (TiB), Graz. Am Samstagabend schließlich ergreift der Meister selbst das Wort. Im Anschluss an die Lesung von Wolf Haas findet eine „Brenner-Disko” statt. Lokalaugenscheine an Schauplätzen der österreichischen Weltliteratur, in Graz-Puntigam bzw. Klöch, eröffnen bzw. beschließen das Programm. Quasi Wallfahrt.