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Der Sound der Arche Noah
Christian Muthspiels und Hans Hoffers "Die unbekannte Insel" uraufgeführt


Sobald man durch die "Tür der Entscheidung" tritt, ist man mittendrin im Geschehen. Im atmosphärischen Environment der Helmut-List-Halle schweben Schrottteile, flirrende Klänge erfüllen den Raum. In der Mitte ragt ein Berg aus Kabel- und Computermüll auf, mit einem damoklesschwertartig von der Decke baumelnden Autowrack zu einem postapokalyptischen Ensemble arrangiert.

Den Blick sollte man freilich schleunigst auf den Boden richten. Denn dort liegen zerlumpte regungslose Kinderkörper zwischen dem Gestühl. In diesem Ambiente ließen Komponist Christian Muthspiel und Regisseur Hans Hoffer, José Saramagos "Geschichte von der unbekannten Insel" Gestalt annehmen: Die Parabel vom Mann, der vom König ein Schiff erbittet, um auf die Suche nach einer Insel zu gehen, und der im Verlauf der Reise erkennt, dass seine Karavelle selbst, nunmehr von Tieren und Pflanzen bevölkert, zur Insel geworden ist.

Erzähler Klaus Maria Brandauer, der in der Tendenz, sich selbst anstatt die Rolle zu spielen, so manche gestalterische Chance ungenützt lässt, expliziert - dem von didaktischem Geist erfülltem Libretto folgend - nicht wenige Gedanken, deren Ausformulierung man oft der Imagination des Betrachters überlässt. Und: So eindrucksvoll die Kinderscharen anfangs die Halle durchwimmeln, so wenig zwingend wirken ihre weiteren Auftritte.

Ausgereifter wirkt das musikalische Surround-Konzept: Bläser, Streicher, Perkussion und Stimmen sind (nebst Elektronik) wie auf einer klingenden Arche Noah paarweise vertreten, und ihre Klänge umspülen das Geschehen ihrerseits in von Loop-Schichtungen getragenen, schillernden Wogen, aus denen mitunter Riff-Figuren ragen. Dass Muthspiel in diesen dichten, Ensemblesoundflächen Soloexkursen kaum Raum lässt, entbehrt nicht der Logik.

Die zumeist instrumental behandelten Stimmen (Anna Hauf, Johanna von der Deken) finden sich ebenso wie die im Oktett vertretenen ImprovisatorInnen auf spezifische Farbfunktionen reduziert: Muthspiels Musik ist das eigentliche Fluidum, das das Schiff in der Erzählung vorantreibt, gleich einem gigantischen Soundtableau.

Andreas Felber

erschienen in:
Der Standard, 02. 03. 2004